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. Gaj: Fünf verschiedene räthselhafte Begebenheiten. 407
den alten, verheiratheten Siauduar, oder einen Bettler zum
Gemahl beschieden habe. Wir lachten viel und herzlich
über diesen komischen Traum, der mich vor eine so
kritische Alternative stellte. Ein bis zwei Jahre darnach
erkrankte die erste Gemahlin meines Mannes schwer und
schrieb mir (von einer ihrer Freundinnen auf mich
aufmerksam gemacht) einen lieben Brief, wo sie mich
ersuchte, während ihrer Krankheit ihrem Hauswesen
vorzustehen. Ich kam diesem Antrage nach und blieb im
Hause bis zu ihrem nach einem Jahr erfolgenden Tode,
worauf ich wieder vom Grossvater (meinem späteren Gemahl)
gebeten wurde, im Hause zu bleiben und das Hauswesen
zu führen. Ich blieb also, und fünf Jahre darnach freite
mich Dein Grossvater und bekam von mir eine bejahende
Antwort, da ich in dieser Zeit sein edles Wesen und seine
hochherzige Gesinnung achten und lieben gelernt hatte. So
erfüllte sich also der Traum der St. Andreasnacht.a —
3) „Als ich nun schon mehrere Jahre verheirathet war",
— setzte meine Grossmutter ihre Erzählung fort, — „fuhr
ich eines Tages (1870) per Wagen von Warasdin auf das
Gut des Grossvaters („Omilje" genannt). Als wir dem
Gute so nahe kamen, dass wir schon die erleuchteten
Fenster des Schlosses sehen konnten, (es war circa 11 Uhr
Nachts), passirte es uns, dass wir uns auf einmal unter einem
uns unbekannten Berge sahen, welcher uns jede weitere
Aussicht verlegte, und keinen weiteren Ausweg fanden.
Wir mussten zurück zum ersten Hause am Wege (eines
gewissen Herrn Scabrot) und fuhren das zweite Mal den uns
sehr gut bekannten Weg gegen Omilje zu, sahen wiederholt
die erleuchteten Fenster des Schlosses, und auf einmal
kamen wir zum zweiten Male unter denselben unbekannten
Berg, von wo wir wieder keinen weiteren Weg fanden und
auch nicht mehr die erleuchteten Fenster des Schlosses
sehen konnten. Es war eine sternenhelle Nacht. Da der
Kutscher wiederholt den Weg absuchte, aber keine weitere
Fortsetzung desselben vorfand, so mussten wir zum zweiten
Male zurückfahren. Dies war uns beiden sehr unheimlich,
und der Kutscher ersuchte mich, im Gute des Herrn
Scabrot zu übernachten; aber ich wollte dies nicht, da es
einestheils spät war, weiter da ich wusste, dass man mich
zu Hause erwartete (Beweis die erleuchteten Fenster) und
endlich, da wir ja keine halbe Stunde vom Schloss entfernt
waren. So klopften wir bei einem Bauern an und ersuchten
ihn, er solle uns bis zum Schlosse begleiten, weil wir den
Weg nicht finden könnten. Er that dies bereitwillig und
ging mit einer angezündeten Laterne (die er zur grösseren
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