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v. Krasnicki: Erfahrungen a. d. Gebiete des automat. Schreibens. 475
nun zunächst eine gleichgiltige Conversation begonnen, der
Tisch klopfte, bewegte sich, Fräulein Basler blieb stilL Wir
hörten dann allmählich mit unseren Fragen auf, der Tisch
bewegte sich längere Zeit unregelmässig hin und her und
blieb endlich ruhig stehen. — „Fällt Ihnen heute nichts
auf, Fräulein?" — fragten wir endlich Fräulein Basler, um
ihre Aufmerksamkeit auf eine etwa vorhandene, uns nicht
sichtbare Erscheinung zu lenken, — „Durchaus nicht! Was
soll mir denn auffallen?" — war die harmlose Erwiderung
ihrerseits. — „Bitte, sehen Sie sich gut im Zimmer um!
Sehen Sie da gar nichts?" — „Es ist finster, ich sehe
Nichts!" — „Auch nicht hier neben dem Tisch? Oder neben
Ihnen? Oder vielleicht hinter Ihrem Sessel?" — „Ich sehe
nirgends etwas Auffalliges. Hätte ich vielleicht etwas sehen
sollen?" — „Ach nein! Wir dachten nur, dass Sie vielleicht
sensitiv seien und die Odausstrahlungen der Cirkeltheilnehmer
im finsteren Zimmer sehen könnten!" — „Ich sehe gar
nichts." — Wieder war eine Weile in ruhigem Zuwarten
bei in leisem Tone geführter Unterhaltung vergangen, als
plötzlich Fräulein Basler ohne jedwede äussere Veranlassung
auf die Bücklehne ihres Stuhles zurück sank und tiefe
krampfhafte Athemzüge hören Hess, ähnlich denen eines
Menschen, der sich durch eine übertriebene Anstrengung
bis zum äussersten Grade physisch erschöpft hat Auf
mich machte der Vorfall den Eindruck eines beginnenden
Trancezustandes. Leider fasste ihn Dr. T. als Rückfall in
die Hypnose auf und ergriff das Medium bei der Hand,
um es zu erwecken. Ich flüsterte ihm zwar rasch zu: —
„Sei ruhig! Ich glaube, das ist Trance!" — Doch verstand
er diesen spiritistischen terminus technicus nicht und rief:
— „Wachen Sie auf, Fräulein, Sie dürfen jetzt nicht
schlafen!" — worauf Fräulein Basler allmählich wieder
zu sich kam, wenn auch nicht so rasch, wie gewöhnlich
aus ihrem hypnotischen Schlafe. — Ich wurde in meiner
Auffassung des Vorgefallenen späterhin noch bestärkt, als
Fräulein Basler erzählte, es habe sie plötzlich ein ihr bisher
unbekanntes Gefühl von Schwäche und Willenlosigkeit
überkommen, und sie hätte bei den Bemühungen des
Dr. T.f sie wieder zur normalen Verfassung zu bringen,
ganz deutlich empfunden, dass in diesem Falle Dr. IVs
Einfluss nicht so bestimmend und maassgebend wirkte, wie
sonst bei den hypnotischen Experimenten. — Nun, Geschehenes
Hess sich nicht ändern! Wir blieben also
geduldig im Finstern sitzen, um abzuwarten, ob nicht
Aehnliches wieder eintreten werde. Das geschah wohl nicht,
doch jetzt war es Dr. T. selbst, der nach einer Weile ganz
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