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476 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 9. Heft. (September 1897.)
bestimmt erklärte, er sehe deutlich an der Stelle, wo
Fräulein Basler sitze, einen leuchtenden Punkt umherwandern
, wobei er uns genau die Orte, an welchen er
denselben erblickte, sowie die eigenthümlichen Bewegungen
desselben beschrieb*) Ich sah mir geradezu „die Augen
heraus*, konnte aber nicht das Geringste wahrnehmen;
ebenso versicherte auch meine Frau, wie das Medium selbst,
absolut Nichts zu sehen. Trotzdem blieb Dr. T. fest bei
seiner Behauptung und erklärte, es könne diese Erscheinung
schwerlich auf einer Augentäuschung seinerseits beruhen,
weil er, wenn er seinen Blick von der betreffenden Stelle
wegwende, den sich bewegenden, leuchtenden Punkt nicht
sehe. Er schilderte uns weiterhin, wie der Glanz desselben
allmählich schwächer werde, bis er eine Weile später völlig
verschwand. Wir hoben daraufhin die Sitzung auf. —
Durch die Erfahrungen dieses Abends ermuthigt,
beschlossen wir in der nächsten Sitzung, welche für eine
Woche später anberaumt worden war, unsere Experimente
in dieser Richtung fortzusetzen und dabei zu versuchen, ob
man durch Suggestion in der Hypnose das nachträgliche
Eintreten des Trancezustandes beim Medium hervorrufen
oder wenigstens befördern könne. Dieser Versuch misslang
vollständig. Obwohl Dr. T. zu Beginn der Sitzung das
Medium stark hypnotisirte und ihm aufs eindringlichste als
posthypnotischen Auftrag suggerirte, dass es heute unbedingt
wieder in denselben Zustand verfallen müsse, in den es bei
der vorigen Sitzung ohne äussere Veranlassung gekommen
war. trat dieses Phänomen heute doch nicht ein, und es
verlief die ganze Sitzung vollständig resultatlos. Es scheint
demnach doch richtig zu sein, dass hypnotische und
mediumistische Erscheinungen zum mindesten nicht immer
in Zusammenhang gebracht werden können, und dass eine
hypnotische „Vorbearbeitung4* die Entwickelung mediumi-
stischer Phänomene vielleicht eher stört als befördert.
Leider mussten wir verschiedener Umstände halber
hiermit unsere Versuche vorläufig beschliessen. Von weiteren
automatischen Schriften des Fräulein Basler kann ich nach
ihren eigenen Mittheilungen nur soviel berichten, dass sich
späterhin bei ihr die eigenthümliche Erscheinung zeigte,
dass sich als Urheber ihrer automatischen Schrift neben der
„Rossulorva" auch lebende Personen meldeten, die sich in
anderen Städten befanden, und zwar am hellen Tage zu
*) Es war dies offenbar ein Weohseln der Rollen des Hypnotiseurs
und seines Subjects, so dass er plötzlich sah. was sie in ihrer von ihm
unterbrochenen Hypnose hatte sehen sollen. — Der Sekr. d. Red.
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