http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0486
478 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 9. Heft. (September 1807.)
wurden. Von dieser Zeit an behielt Herr Basler seine
sehreibmediumistische Fähigkeit.
Wie die Entwickelungsgeschichte seines Schreibens, so
ist auch dieses selbst bezüglich seiner Art sehr verschieden
von jenem der Schwester. Von einem Drange zum Schreiben
hat Herr Basler nie etwas verspürt; einleitende Kritzeleien
treten bei ihm gewöhnlich gar nicht, oder nur in Form von
wenigen schwachen Strichen auf, während dieselben bei
seiner Schwester oft ganze Bogenseiten füllen; die Schreibbewegungen
erfolgen bei ihm ungemein langsam, Fräulein
Basler schreibt in hastiger Eile; er schreibt in der Regel
nur sehr wenig: einige wenige Zeilen, während Fräulein
Basler oft ziemlich viel schreibt; er weiss, im Gegensatz zu
seiner Schwester, nicht immer im vorhinein das Wort,
welches geschrieben werden soll, doch hat er die Erfahrung
gemacht, dass die Niederschrift leichter erfolgt, wenn er
das zu schreibende Wort erräth; seine automatischen
Schriften sind ausnahmslos in Prosa gehalten, die des
Fräulein Basler fast ausschliesslich in Versen; als Urheber
seines automatischen Schreibens nennt sich jede zweite oder
dritte Sitzung ein anderer Spirit, oft auch mehrere in
einer Sitzung, einer vom anderen in der Regel merklich
unterschieden in Schrift und Ausdrucksweise, während bei
Fräulein Basler mit wenigen Ausnahmen immer dieselbe
geistige Individualität, die „Rossulowa" sich meldet. — Eine
detaillirte Wiedergabe all' dieser schriftlichen Unterhaltungen
würde natürlich viel zu weit führen; — ich beschränke mich
also darauf, einige jener Individualitäten, die bei Herrn
Basler's Schreibexperimenten auftauchten, in kurzen Zügen
zu charactÄisiren, und werde nur zwei Fälle wörtlich im
Detail ausführen, die mir ob ihrer Grundverschiedenheit
besonders geeignet erscheinen, die Seltsamkeit des Hervorgehens
dieser Manifestationen aus einem und demselben
Medium in's rechte Licht zu setzen.
Der erste Spirit, der sich bei Herrn Basier durch
automatische Schrift meldete, nannte sich Karl Mulady,
schrieb anfangs böhmisch, erklärte aber später, lieber
deutsch schreiben zu wollen. Falsch geschriebene Worte
werden automatisch durchgestrichen, (was jedoch nicht ihm
allein eigenthümlich ist, sondern auch bei vielen anderen
Schreibspirits des Herrn Basler geschieht). Die Schrift des
sogenannten Mulady erscheint characteristisch durch die
alten halben langen s (f) ohne Oberstrich, wie sie heute
nur mehr hier und da von sehr alten Leuten geschrieben
werden, Herrn Basler als jungem, modern gebildeten Manne
also nichts weniger als geläufig sind. Dieser Mulady wollte
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0486