Freiburger historische Bestände - digital

188 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 9. Heft. (September 1897.)

Nochmals „Eine deutsche Hochschule für

Magnetismus."

Von Willy Reichel, Magnetiseur in Berlin.

I.

Paul Zillmann, Redakteur der „Metaphysischen Rundschau
" (jetzt leider in Liquidation) hat vor Kurzem in der
„Zeitschrift für Spiritismus44 einen Aufruf zur Gründung
einer magnetischen Hochschule veröffentlicht. Ein Satz in
diesem: — „Wer diese Schule, resp. das Abschlussexamen
nicht durchgemacht hat, ist nicht zur magnetischen Heilpraxis
in der Oeffentlichkeit zuzulassen", — hat Herrn
Claus in Leipzig in Nr. 21 vom 22. Mai er. veranlasst, sein
Befremden auszudrücken, indem er diese Forderung als eine
— Voreiligkeit hinstellt, da es so manche Männer und
Frauen gäbe, die ohne üniversitätsbildung durch Streichen
gesund machten, u. s. w.

Gewiss ist Herrn Claus hierin Recht zu geben. Wem
Gott eine solche Kraft gab, dem sollte die Polizei solche
nicht nehmen dürfen, ob der Betreffende sonst ungebildet
ist oder nicht, und es müsste ein Weg gefunden werden,
dass diese Kraft für die leidende Menschheit nutzbar wird.
Soweit sind wir aber noch lange nicht, und es wird noch
Vieles zu überlegen sein, ehe solche Hochschule in Action
treten könnte.

Dieser Aufruf sollte vorläufig nur ein Fühler sein, wie
man in maassgebenden Kreisen darüber denkt, und zwar
aus dem Grunde, weil über den Magnetiseuren das Damoklesschwert
des Kurpfuschereiverbots hängt. Herrn Claus sind
doch wohl die preussischen Landtagsverhandlungen vom
17. Mai er. bekannt, in denen von verschiedenen Seiten durch
die Abgeordneten ein strenges Verbot der Kurpfuscherei verlangt
wird; und Cultusminister von Bosse hat erklärt, dass
dieses Verbot nur eine Frage der Zeit sei, und ich kann nur
sagen, der ich diverse Abgeordnete in Behandlung habe
und in Connex mit maassgebenden Persönlichkeiten stehe,
welche dasselbe in Aassicht stellen, so dass wir Laienpraktiker
diese Sache sehr ernst nehmen sollten, denn unsere ganze
Existenz stehe auf dem Spiele I Ein Congress der Aerzte,
in welchem entschieden ein solches Verbot verlangt wurde,
war im vorigen Herbst, und damals, nachdem ich mich
genauer erkundigt hatte, trat ich mit Herrn Zillmann wegen
eines Aufrufs in Verbindung, um eventuell zu retten, falls
dieses Verbot Wirklichkeit werden sollte, was noch zu retten