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Reichel: Nochmals „Eine deutsche Hochschule für Magnetismus". 489
ist; und wie,ernst diese Frage liegt, mag Herr Glaus in
Zeitschriften über Naturheilkunde lesen. Es giebt nur
einen Ausweg, und der ist, dass die magnetische Praxis
staatlich sanctionirt wird, wie dieses ja bereits in
Frankreich geschehen ist Dringt das Kurpfuschereiverbot
durch, — und in ärztlichen Kreisen glaubt man dieses, —
so können die Magnetiseure sehen, wo sie bleiben. Also
nicht allein, um eine Basis für die Angriffe der Mediciner
zu haben, ist dieser Aufruf erlassen, sondern in erster
Linie, umüberhaupt die Magnetiseure existiren
zu lassen. Ich persönlich habe nun keine Hoffnung, dass
solche Hochschule für jetzt überhaupt Aussicht auf Reali-
sirung hat; aber so sehr ich Herrn Claus Recht gebe, wird
er doch wohl selbst nicht annehmen, dass ein Institut, das
staatlich sanctionirt* zu werden wünscht, mit Personen
unterhandeln wird, die selbst mit der deutschen Grammatik
— ich will Niemandem damit zu nahe treten — oft in
argem Conflict leben. Ich habe häufig mit Behörden zu thun
gehabt, man kann da Wunder erleben, auf welchem Standpunkte
so Mancher steht; aber angenommen, der Cultus-
minister lässt sich überhaupt darauf ein, natürlich immer
auf dem Boden der exacten Wissenschaft, (und bekanntlich
wird selbst Freiherr von Reichenbach wissenschaftlich nicht
anerkannt, obgleich seine Experimente exact sind,) was soll
der Herr Minister dazu sagen, wenn man ihm mit Heilmedien
und diese controllirenden Geistern kommt?! Man
muss mit den Menschen menschlich rechnen, und wenn man
von einer Behörde etwas will, kann man nicht mit
Behauptungen kommen, die wissenschaftlich noch nicht
existiren. Selbst einer der berühmtesten Vertreter des
Occultismus, zum mindesten der beste Kenner der einschlägigen
Litteratur, Dr. Carl du Prel, sagt, dass das Stellen
von Diagnosen auf den eigenen Heilinstinct des Somnambulen
oder Hellsehers zurückzuführen sei,*) aber mit Geistern nichts
zu thun habe. Ich bin nun nicht dieser Ansicht, wie ich
ausführlich in meiner letzten Broschüre**) auseinandergesetzt
habe; ausserdem bin ich nach Aussage meiner geistigen
Freunde selbst Heilmedium und behaupte, — wenigstens ist
das meine langjährige Erfahrung, und schon als zehnjähriger
Gymnasiast habe ich mit Hilfe meines Grossvaters, des
Magnetiseurs Dr. Julius Neubevth, darin Erfahrungen
*) du Brei — „Philosophie der Mystik" (Leipzig, 1884) 3. 192 ff.
und „Thatsachen und Probleme" (Leipzig, 1890) 8. 114
**) Willy Reichel: — „Der Heilinagnetismus, seine Beziehungen
zum Somnambulismus und Hypnotismus" III. Auflage. (Berlin, Karl
Siegismund, 1896.)
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