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496 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 9. Heft. (September 1897.)
General Schaffgotsch ohne gegründete Ursache den Tod eines
Verbrechers gestorben ist, kann jetzt um so mehr als völlig
erwiesen angenommen werden, weil, wie vorhin bemerkt, in
neuester Zeit auch die Unschuld Wallenstein's beinahe bis
zur völligen Gewissheit urkundlich ermittelt worden ist.
Mag v. Schaffgotsch in einigen Stücken vielleicht nicht vorsichtig
genug gehandelt haben, so war er doch sicher kein
Verbrecher, und fiel nur als ein bedauernswerthes Opfer
seiner Feinde, der Jesuiten und ihrer Partei, welche zu
jener argen Zeit am kaiserlichen Hofe leider einen sehr
bedeutenden Einfluss behaupteten. Für diese Behauptung:
dass nur Neid, besonders aber Religionshass die Haupt-
ursachen seines traurigen Endes waren, sprechen zwei
Thatsachen: — 1) die Einziehung seiner sämmtlichen Güter
zur kaiserlichen Kammer, und 2) die Erziehung seiner
evangelischen Kinder durch Jesuiten in der römischkatholischen
Confession, auf Befehl Kaiser Ferdinand** IL
(Schon zu Ende des verflossenen Jahrhunderts Hess der edle
Kaiser Joseph II. die Akten dieses Prozesses durch eine
Kommission untersuchen, welche dahin entschied: — ,dass
General Schaffgotsch völlig schuldlos gewesen, ungerecht
vcrurtheilt und als Opfer einer Intrigue gefallen sei. Auf
Joseptis Befehl wurde ihm nun zu Regensburg ein Denkmal,
mit einer von diesem Kaiser selbst verfassten Inschrift,
errichtet.) Schon am 11. März 1634 erschien der Landeshauptmann
der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer,
Georg Ludwig, Reichsgraf von Stahremberg, und nahm im
Namen des Kaisers von den bis dahin von dem General
Freiherrn Johann Ulrich v. Schaffgotsch besessenen Herrschaften
die Huldigung an. Die Oberaufsicht über die
sämmtlichen confiscirten Güter übergab er einem gewissen
Johann Putz von Adlerthurn} und' ernannte einen kaiserlichen
Hauptmann, Namens Kyd v. Portua, zum Burghauptmann
in Greiffenstein." —
So felsenfest wie sein treuer Diener und die ihm
anhängenden Zeitgenossen protestantischen Glaubens ist
Dr. G. Grünhagen, selbst ein protestantischer Geschichtsforscher
, denn doch nicht von der Unschuld des Hans Ulrich
v. Schaffgotsch überzeugt. Bd. II S. 259 seiner „Geschichte
Schlesiens" heisst es: — „Doch wird immer zugestanden
werden müssen, dass Schaffgotsch um die Pläne Wallenstein9*
gewusst hat und bereit gewesen ist, dieselben zu fördern.
Noch am Tage vor seiner Verhaftung erkundigte er sich,
'wie die Traktaten mit dem Kurfürsten und den Schweden
stehen, denn seind wir da richtig, hat es mit den andern
keine Noth\ Und während er bei dem unter Colloredo
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