http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0511
Godefroy: Ein seltsames Ferngesicht etc. 503
Vorbehalt, weil wir schon ähnliche Fälle erlebt haben, dass
selbst ganz bestimmte Angaben, z. B. die ihrer Zeit (1874)
von einem Medium in Leipzig über die Gefangenhaltung
des in Tirol verunglückten Königs Friedrich August von
Sachsen in einem Wiener Kloster sich trotz genauester
Recherchen als nicht stichhaltig erwiesen haben. Aber wie
wäre es, wenn dergleichen Gesichte keinen materiellen
Hintergrund, sondern nur eine rein geistige, auf überirdische
Seelenzustände des verunglückten Prinzen
Johann übertragene Bedeutung hätten? Denn wer kann
wissen, wie sich derartige Räthsel des Seelenlebens somnambuler
Medien dereinst noch dem Verständniss unserer
Psychologen erschliessen werden. Können es nicht einem
Medium mitgetheilte wüste Träume oder Phantasien eines
unglücklichen Geistes im Jenseits sein ? Wir wollen deshalb
wenigstens diese thatsächlich geschehene Prophezeiung nicht
unterdrücken und sie der allgemeinen Diseussion preisgeben,
da sie, wie wir nachträglich vernehmen, schon in Berliner
Blättern, leider ohne die erforderliche Rücksicht auf die
betreffenden hohen Personen, verbreitet worden ist.
Dr. Egbert Müller and der Spiritismus.
Wenn es unsere Pflicht ist, das Wesen des Spiritismus
immer mehr zu erforschen, so ist es doch nicht weniger
unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass der so ideale Gedanke
desselben nicht durch irrthümliche Lehren verschleiert
werde. Ohne irgend welche Animosität erlaube ich mir, die
geehrten Leser dieses Blattes auf folgende Auslassungen des
Dr. Egbert Müller aufmerksam zu machen, welcher Herr
von Vielen, und wohl nicht wenig von sich selbst, als ein
Gelehrter erachtet wird, dem alle Lehren des Spiritismus
geläufig und geoffenbart seien.
Durch verschiedene Blätter des Süd- und Norddeutschen
Vaterlandes ging vor Kurzem die Mittheilung, dass
Dr. Müller dem Spiritismus abtrünnig geworden sei und sich
dem Katholicismus zugewendet habe.
Am 23. Juli fragte der zweite Vorstand des Vereines
„Psyche", dessen Ehrenmitglied der Betreffende ist, denselben
, ob die Nachricht wahr sei, und forderte eventuell
Widerruf in den Blättern. Herr Dr. Müller erbat sich
acht Tage Bedenkzeit(?), und im „Kleinen Journal"
erschien am 25. Juli ein Widerruf(?), welcher, den Punkt
des Glaubenswechsels unberührt lassend, in folgenden Sätzen
gipfelte: —
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