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Muramert: Geheimwissen auf dem Lande. 509
es vor einer alten Oelmühle stille stand, oft dort verschwand,
oft aber auch einen anderen Weg zurücknahm.
An der Stelle, wo diese Oelmühle stand, wurde später
der Bahnhof gebaut, und mit dem Verschwinden der Oelmühle
hörten auch die Wanderungen des Flämmchens auf.
Jeder Wildbader kennt die Erzählung von diesem Flämmchen,
viele noch jetzt Lebende haben es gesehen, so auch mein
damaliger Hausnachbar, der Electrotechniker Herr TV., der
mir darüber berichtete.
7. Geistertanz.
Eben auf der Spitze jener vorhin erwähnten Paulinen-
höhe, von wo das „ Geisterlicht" gewöhnlich ausging, ist ein
kleines, überdachtes Eondell, in dem es „nicht geheuer" sein
soll; dort vorbei geht ein Spazierweg. Auf diesen Weg
nun gerieth eines Abends beim Nachhausewege von dem
benachbarten Dobel der mir bekannte Arbeiter Sch. Als
er an dem Eondell vorbei wollte, sah er — es war tief
in der Nacht — mitten unter dem Eondell einen Kreis
weissgekleideter Jungfrauen, die sich angefasst im Tanze
drehten, und von denen ein helles Licht ausging. Er wollte
entsetzt zurückspringen und einen anderen Weg einschlagen.
Aber da er auf keinem anderen Wege nach Hause kommen
konnte, musste er vorbei. Wie er vorbei gekommen, und
wie er den Berg herabgestiegen sei, konnte er sich später
nicht mehr besinnen. Jedenfalls, als er schliesslich unten
auf der Strasse stand, waren drei Stunden vergangen.
Man geht gewöhnlich diesen Weg eine steile, gepflasterte
Treppe hinab, in höchstens zehn Minuten.
8. Der spukende Pfarrer.
Im Anschluss an die Erzählungen der H.'sehen Ehe-
leute will ich hier noch ein Erlebniss des Vaters des B.
anführen. — Bald nach dem Tode des Pfarrers R. aus 0.
verbreitete sich die Sage, „er komme wieder.a Der Vater
H.'b nun ging zu dieser Zeit nach O. zur Freite. Auf diesem
Wege musste er an einer besonders schmalen Stelle vorbei.
Auf einer Seite das Schulhaus, vor dem eine Bank stand,
auf der anderen Seite ein hoher Zaun, so war, glaube ich,
die Situation. — Als er wieder einmal, schon spät Abends,
den Weg dahin trollte, sah er plötzlich den noch nicht
lange verstorbenen Pfarrer R. wenige Schritte vor sich auf
der Bank sitzen, die Beine lang von sich gestreckt, so dass
sie fast die ganze Passage sperrten. Dem H. standen die
Haare zu Berge. Im ersten Augenblicke wollte er aus«
reissen. Aber er hatte gehört, dass man das nicht thun
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