Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 513
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Ana Nataly von Eschstruth's verbürgten Geschichten. 513

welchem drei ebensolch' farbige Federn nicken, und einem
uralten, verhutzelten Gesichtchen, welches aber so vergnügt
und heiter blickt und die Pagen so verschmitzt anblinzelt,
dass es gar nichts Geisterhaftes an sich hat. Und doch
stehen die Jungens wie gelähmt vor Entsetzen und starren
das Männlein mit zitternden Gliedern an. Die Anderen
drängen nach; auch sie sehen den Zwerg und schauen ihm
mit weitaufgerissenen Augen sprachlos in das lachende
Gesichtchen. Da ruft der Hofmarschall abermals und zwar
recht ungnädig. Die Pagen aber stehen wie ein Häuflein
geängstigter Kücken, und keiner wagt sich an dem Spuk
vorbei. Das Männchen aber kichert und nickt. — Tagen
herzu! Die Gäste betreten bereits den Saal!* — donnert
drunten die Stimme eines dienstthuenden Officiers. Da
lacht der Zwerg schrill auf, thut einen Luftsprung und ist
droben im Kamin verschwunden, die Pagen aber rasen wie
scheue Rosse mit wildem Satz an ihm vorüber, ihr Erlebniss
mit kreidebleichen Gesichtern drunten zu erzählen. Und
bis zu seinem Tode hat mein Vater die Wahrheit desselben
beschworen, ebenso wie die fünf anderen Pagen es gethan
haben. Nichts konnte den alten Herrn mehr kränken, als
Zweifel an diesem Erlebniss/" —

„'Aus dem Pagen wurde ein junger Cavalier, und
anlässlich eines Hofballes lernte mein Vater eine reizende
junge Dame kennen, in welche er sich glühend verliebte,
und welche diese Liebe auch ebenso herzlich erwiederte.
Einer Werbung stand nichts im Wege, und so feierte man
bald eine Verlobung auf dem heimathlichen Gute der Braut.
Dieses Gut gehörte zu den ältesten Besitzungen des Landes
und wies ein herrliches, uraltes Schloss auf, um welches
Frau Sage auch ihre geheimnissvollen Fäden gewoben.
Da gab es gar manche Spukstube, deren Geheimnisse noch
nicht gelöst waren, obwohl beherzte Herren und Damen es
schon oft unternommen hatten, das gespenstische Klopfen,
Rascheln, Hin- und Herschreiten, das Gläserklingen und
Waffenklirren zu entlarven, leider immer vergeblich. Auch
der Hexenkeller hatte entsetzliche Dinge um Mitternacht
zu offenbaren; aber dies Alles war nichts gegen einen ganz
besonders unheimlichen Spuk, dessen Bekanntschaft meine
beiden Eltern leider in recht Unheil verkündender Weise
machen sollten/ [Wir kürzen hier etwas.] Nach dem Verlobungsdiner
ging das überselige Brautpaar Arm in Arm
durch den herrlichen Park in der mild strahlenden Nachmittagssonne
. — „'Wir wandelten' — erzählte mir der Vater
— 'innig umschlungen, uns herzend und küssend, durch die
wiegenden Halme, (wo uns wohl nie der Gedanke an Spuk

PfyehiMhe Studien. September 1897. 33


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