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Dankmar: Präliminarien zu einer Theorie der Spukerseheinungen. 539
begabten Künstler sieh in symbolische Bilder umsetzten
.1)
Auch die Zukunft kann in spukartigen Geruchs-,
Gehörs- oder Gesichtsempfindungen dargestellt werden.
Ersteres war z. B. bei Herrn Proy2) der Fall, der vor dem
Tode seiner Frau intensiven Weihrauchgeruch im Schlafzimmer
spürt. Hierher gehört auch das „fallende Leichenbrett
", über welches der Uebersetzer Gr. C. Wittig im
Vorwort zum „Arzt" von A. J. Davis (Leipzig, 1873,
S. LXI ff.) berichtet; oder es ertönt IJrettersägen im
Schuppen, wo später der Sarg zurecht gezimmert wird;8)
oder man hört die Trauermusik, die später beim Leichen-
begängniss ertönt; all dies wird mit Vor spuk bezeichnet.*)
Anstatt von mimischem Vorspuk alte, schon
veröffentlichte Beispiele zu geben, ziehe ich es vor, ein
neues Vorkommniss zu berichten, das mir ein Bekannter
erzählte, der — obwohl er von der Thatsächlichkeit des
Erlebten überzeugt ist — doch durchaus keine mystischen
Neigungen und von der occulten Literatur keine Ahnung
hat. Dieser Herr Z. (jetzt Redakteur einer grösseren
rheinischen Zeitung) erzählte mir Folgendes: — Als er
dreizehn Jahre alt war, hielten sich besuchsweise zwei ältere
Vettern über die Osterferien in seinem Vaterhause (bei
Hannover) auf. Mit einem derselben schlief er zusammen
in der Mansarde, vor welcher ein grösserer Vorraum war.
In diesem spielte Z. einst allein, während der helle Aprilsonnenschein
durch die Fenster hereiaströmte. Die Thüre
zur Mansarde stand weit offen, und eben wollte der Junge
mit Holzpfeilen auf eine daselbst angebrachte Scheibe
schiessen, als er — vom Vorplatz aus — sich von dem Bett
seines Vetters ein graues, nebelartiges Etwas ablösen
und lautlos zu seinem Bett hinübergleiten sah. Mehr neu-
*) Eine von Geschlecht zu Geschlecht, durch Jahrhunderte
hindurch, überkommene Gedankenübertragung Lebender, die zuletzt
gerade den am Orte Weilenden trifft, annehmen zu wollen, — wie es
der Herausgeber der „Sphinx" that, — ist einfach Geistes Verrenkung,
welche wieder ein Angstproduct war von den „Allesbesserwissern",
die etwa die „Sphinx" für eine „unkritische Zeitschrift" hätten halten
können. Wörtlich so zu lesen „Sphinx" 1895, XXI, 350. — Ja, wer
nicht auf Heilenbach'* Standpunkt steht: — „Am allerwenigsten darf
uns die öffentliche Meinung, diese Dirne, imponiren!" — der soll eben
alles Andere, aber nur nicht Kedacteur einer Zeitschrift werden, die
sich mit occulten Problemen beschäftigt.
2) „Psychische Studien" Juni-Heft 1894 S. 303.
a) W. Ludwig: — „Spaziergänge eines Wahrheitssuchers." S. 29 ff.
*) Man vergl. noch „Der nordfriesische Seher Boy Spuk" von
J. Petersen in „Psych. Stud." Februar-Heft 1896 S. 69 ff. —
Der Sekr. d. Ked.
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