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544 Psychische Studien. XXIV. Jahr£. 10. Heft (October 1897.)
einen Herrn Köhler von Berlin nach Leipzig fernwirkend
magnetisirte. — Verloren gehen kann keine Kraft, da die
Summe aller Energie ewig konstant bleibt, nach
dem Prinzip der Einheit und Erhaltung der Kraft;
aber jede Kraft kann sich gegebenen Falls in gleich-
werthige Beträge anderer Kraft umsetzen. Muskelkraft
kann sich, wenn sie den Hammer des zu bearbeitenden
Eisens schwingt, in Wärme, das Feuer, das in der Locomotive
brennt, in Fortbewegung des Zuges, der electrische Strom
in Electromagnetismus umsetzen: ebenso kann sich die
psychomagnetische Kraft (nach du Prel oder „psychical
force" nach Crookes oder Nervenkraft nach von Hartmann)
in andere Kräfte umsetzen und, wie sie hier ganz bestimmte
Bilder erzeugt, dort mechanische Einwirkungen (Zerspringen
einer Tischplatte, Zerschmettern von Gläsern u. s. f.) her-
vorbringen.
2) Dureh astralkörperliche Wirkungen Lebender:
— a) bewusster Weise. Das ist dasjenige, was die indische
Geheimlehre „Majavi Rupaa nennt, d. i. Körper der Vorstellung
, durch den bewusst geleiteten Willen eines Adepten
ausgesandt. (Die Finnen nennen es „Skin-Laeka.") Hierher
gehört das Spuken der (bei den Spukgeräuschen erwähnten)
Somnambulen Susette B. („Magikon" IV, 195 ff,), welche der
Lisette Bleuler und dem Dr. Ruffli ihre Besuche ankündigt,
und während sie im tiefsten Schlafe liegt, denselben im
Nachtgewande erscheint, sie an den Armen fasst, aus dem
Bette reissen will, Lichter verlöscht, u. s. f. Auch bei
He&enprocessen finden wir Fälle, wo das Fernwirken nicht
mehr ausreicht und wir zu der Entsendung der Astralkörper
greifen müssen. Das gilt z. B. von dem berühmten Prozess
gegen Renata Sängerinwobei die gequälten Nonnen aussagen
, dass ihnen das Phantom der Renata erschienen sei,
und Eine von ihnen mit der Geissei danach geschlagen und
es getroffen habe: am anderen Tage sieht man ein blutiges
Mal am Gesichte Renata'*. Gleichartige, durch Solidarität des
Phantoms mit dem Körper hervorgerufene Wirkungen sehen
wir beim Prozess zu Uidöville gegen Thorelf) ferner bei
einem Erlebniss, das aus allerneuster Zeit ein österreichischer
*) £. C. Borst: — „Zauberbibliothek." III, 165 ff. Uebrigens
bemerkt Abt 0. Loschen ausdrücklich, dass die Sängerin ihre Geständnisse
freiwillig gemacht habe, wodurch Alles, was Soldan „Geschichte
der Hexenproz^sse" II, 282 Uber ihre Folter u. s. f. spricht, in sich
zusammenfällt.
*) du Prel: — „Monistische Seelenlehre" XI, 254 ff., „Entdeckung
der Seele" 224 und bei Wallacex — „Wissenschaftliche Ansicht des
üebernatürlichen", S. 37 ff.
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