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Reichel: Nochmals „Eine deutsche Hochschule für Magnetismus". 555
die jNational-Zeitung* eine Ahnung von Inspiration s-
mediumschaft und Somnambulismus oder Clairvoyance hätte,
würde sie Schäfer Ast und Gössel nicht anhaltend als Betrüger
kennzeichnen. Die Haare oder getragene Strümpfe —
Patienten, die ich von Gössel übernahm, haben mir zwar
niemals erzählt, dass sie gerade getragene Strümpfe zur
Diagnosticirung ihrer Krankheit an G. eingesandt hätten, —
gehören freilich nun nicht dazu, um Krankheiten zu
diagnosticiren, sondern sie vermitteln nur den Rapport mit
dem Somnambulen oder dem Inspirationsmedium, um den
Patienten zu finden; meiner Somnambulen genügten zwei
Zeilen! Das ist verschieden, je nach der Eigenart des
Mediums, resp. der es kontrollirenden transscendenten
Wesen. Aber was verstehen die heutigen Allopathen
davon? Mögen doch die Allopathen, an welche sich jeder
Kranke zuerst wendet, ihre Patienten selbst heilen, dann
würden die Laienpraktiker schnell verschwinden. —
Nussdorf am Inn, Oberbayern, 1. Juli 1897.
„Willy Reichel1'. —
* In einer vom Stendaler Bürgerverein einberufenen,
von 500—600 Personen besuchten öffentlichen Versammlung
beschäftigte man sich dieser Tage mit dem dortigen „Heil-
magnetiseur" G. Dittmar, früher in Hamburg. Dem Vortrage
des Herrn Peitschen - Fabrikanten Wichmann, der unter
Beleuchtung verschiedener Fälle eingehend das Verfahren
des Dillmar und dessen Schrift: — „Die Urheilkunde der
Natur" — behandelte, entnehmen wir nach dem ausführlichen
Berichte des „Altm. Intelligenz-Blattes" Folgendes:
— „Es sei leider Thatsache, dass sich mit den gegenwärtigen
gesetzlichen Bestimmungen dem Geschäftsbetriebe, wie er
hier in Bede stehe, schwer beikommen lassen dürfte. Hier
könne nur Selbsthilfe und Aufklärung bessernd wirken. Es
liege ein Nothstand vor; denn es sei gerade der weniger
bemittelte Theil der Bevölkerung, der hier geschützt werden
müsse.*) Um nicht als Brodneider zu erscheinen, hielten
die Aerzte mit ihren Aeusserungen in der Angelegenheit
zurück.**) Es sei auch den Aerzten nicht zu verdenken, wenn
antiquarisch von Mutze zu beziehen, nach, sowie seine weiteren
medicinischen Schriften. — Der 8ekr. d. Red.
*) Das Publikum will unseres Erachtens nicht so sehr geschützt,
als vielmehr £3heilt sein. Wei Letzteres zu Wege bringt, sollte
dasselbe heilige Recht dazu haben, wie Jeder, der für Rettung aus
Lebensgefahr eine staatliche Medaille und öffentliche Belobigung
erhält. Die gegentheilige Ansicht des Herrn Peitschen-Fabrikanten
kann doch hierfür nicht maassgebend sein. — Der Sekr. d. Red.
**) Man hat seit den Jahrzehnten des Bestehens des Gewerbe-
gesetzes gesehen, wie sich die Herren Aerzte darin zurückhalten! —
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