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568 Psychwehe Studien. XXIV. Jahrg. 10. Heft. (Oetober 1897.)
gesehen hat; ob diese eine wirkliche Geistgestalt war, oder
die Kenntniss des Schicksals, bezw. der drohenden Gefahr
sich dem Manne nur hallucinatorisch als Gestalt personificirte,
muss wohl dahin gestellt bleiben. Parallelfälle sind mir nicht
bekannt. Mit Ihrer überaus grossen Erfahrung könnten Sie,
verehrter Herr Doctor, die Sache vielleicht besser beurtheilen.
Indem ich um gütige Entschuldigung bitte, wenn ich mit
meinem kleinen Beitrag Ihre Zeit in Anspruch nehme, bin
ich mit vorzüglichster Hochachtung Ihr ergebenster
v. Wegelein
Mitgl. des spirit. Vereins „Psyche" in Berlin.
Mein Grossvater, Hauptmann v. N., der im Jahre 1813
starb, hatte einen Bedienten, der die Eigenschaft besass,
das Sterben eines Menschen vorhersagen zu können. Es
erschien demselben nämlich alsdann eine dunkle Gestalt,
welche solche dem Tode geweihte Personen überall hin,
Unheil und Verderben bringend, begleitete. Er sah, wie
dieses unheimliche Geisterwesen oft die grausigen Hände
auf Kopf und Rücken seines Opfers legte, mit dem Bestreben
, es dem Untergang entgegenzuführen und ihm alle
Lebenskraft zu entziehen. Sehr oft theilte der Bediente
sein schreckliches Vorwissen vom nahen Tode der Bekannten
anderen Personen, wie auch seinem Herrn mit.*) Dabei
war derselbe ein ganz gesunder, kräftiger Manu, von etwa
80 Jahren, treu, wahr und fromm. Ihm grauste selber vor
der geistigen Gabe, die die Natur ihm verliehen hatte.
Folgende zwei Vorfälle scheinen diese Zustände besonders
zu characterisiren. In einem kleinen polnischen Städtchen
sagte dieser Bediente auf einmal mit ängstlicher Stimme
auf der Strasse zu meinem Grossvater, hinter welchem er
Als er nach der Predigt fragte, wer derselbe gewesen sei, hatte ihn
Niemand gesehen. Karlstadt kam nach Hause, und hier wurde ihm
erzählt, soeben sei ein grosser, schwarzer Mann dagewesen, habe das
jüngste Kind geliebkost und ihm gesagt: — *In drei Tagen komm' ich
wieder und hole Deinen Vater; sag' ihm, er solle sich bereit halten.'
— Da erschrak Karlstadt, denn er erkannte, das» er sterben müsse, er
legte sich in's Bett und verschied nach drei Tagen. — D." — Man
vergl. hierzu noch die photographisch aufgenommene schwarze
Gestalt des Photographen Beatlie in Ahsakow's „Animismus und
Spiritismus." Bd. I. 8. 58 ff., — schliesslich die von mir in den Berliner
SSancen der Mrs. d'Esperance im September 1893 gesehenen schwarzen
Materialisations-Gestalten s. „Psych. Stud." Oetober- und November-
Heft 1893. — Der Sekr. d. Red.
*) Er gehörte offenbar zur Klas«e der mediumistisch sogenannten
„Spökenkieker" oder „Leichenseher", welche von uns bereits in „Psych.
Studien" Februar-Üeft 1896 S. 77 Note, des Näheren erörtert worden
sind. — Der Sekr d. Eed.
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