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582 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 10. Oeft. (October 1897.)
Die Entfernung beträgt vielleicht 250 Schritte. Der Hund
weigerte sich schon auf der Hälfte des Weges, weiter zu
laufen, und erst auf wiederholtes Herbeilocken ging er mit
seinem Herrn, der, als auf der Stelle angelangt, nichts sah,
aber das Geschrei nur noch deutlicher über sich hörte. Der
Hund aber suchte zwischen den Füssen seines Herrn Schutz
und zitterte am ganzen Leibe. Der Nachtwächter selbst
verspürte einen stärkeren Luftzug und liess vor Schreck
seine Hellebarde fallen. Vorstehendes wurde nicht etwa von
einer Person gehört, sondern von sehr vielen und glaubwürdigen
Leuten. Die Stimmen und die Laute der Hunde
sind ganz deutlich zu hören, und ist der Ton selbst etwas
langgezogen und winselnd." — So der Bericht. Wie man
sieht, die vollständige Beschreibung der „wilden Jagd", die
wir aus der Sage kennen. Sogar der übliche Hund, der vor
Schrecken winselt und sich verkriecht, fehlt nicht. Der
Einsender meint, es wäre gut, wenn man den Grund der
nächtlichen Erscheinung auffinden könnte, da die Leute in
ihrem Aberglauben (?) wirklich einen Geisterspuk zu hören
vermeinen. Der Einsender versucht auch eine Erklärung,
die jedoch nicht haltbar ist. Wir vermuthen, dass das
Geräusch von dem Verschieben und Rangiren der Züge
[welches aber schon seit zwanzig Jahren stattfindet! — Der
Zusende r] auf dem Bahnhofe Attnang herrühren dürfte,
das bei günstiger Windrichtung (vielleicht auch durch
Wied erhall vom Hausruck) bis in die Gegend von Holzleithen
zu hören sein kann. Das dumpfe Bollen der Waggons,
deren Stossen und das Quietschen der Bäder stellt dann
die Tritte der nahenden Jäger und das dumpfe, winselnde
Geheul der Hunde dar, die Rufe der Treiber, das sind die
Rufe des Bahnpersonales, Das Zusammenschlagen der Puffer
erzeugt die Schüsse. Eine erregte Phantasie schmückt das
ganze durch die stille Nacht gehörte Getöse dann mit den
übrigen aus der uralten Volkssage bekannten Elementen
aus, und so reitet Wuotan, der „wilde Jäger«, dann wieder
seinen nächtlichen Ritt durch die Wälder und Höhen des
Hausrucks. („Linzer Tagespost" v. 27. August 1897.) — So
reiten rationalistische Erklärer über Pacta hinweg! Dem
geehrten Herrn Zusender Ort. Kr. unseren verbindlichsten
Dank! Auch wir sind seiner Ansicht, dass dies nicht die
richtige Erklärung sein könne, und verweisen einfach auf
unsere früheren Artikel: — „Der nächtliche Leuchter und
der Wilde Jäger" — in „Psych. Stud." Juni-Heft 4892
S. 251 ff. und Ludwig SteuVs Mittheilung aus dem Pinz-
gau im August-Heft 1892 S. 395 ff. Desgl. „Von der
Nachtjägerei in Schlesien" im October-Heft 1893 S. 479 ff.,
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