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Dankmar: Präliminarien zu einer Theorie der Spukersoheinungen. 611
F. Fischer1) — „eine förmliche Lebens- und Seelengemein-
schaft der Somnambulen mit dem Magnetiseur, ein Zerfliessen
ihrer Seele mit der seinigen" ist. Bei vollkommenem Rapport
ist eine Solidarität des Empfindungsvermögens vorhanden.
Die Somnambule riecht, schmeckt, fühlt, ja isst und trinkt
alles mit ihrem Magnetiseur; sie fühlt alle Schmerzen mit
ihm, und Krankheitssymptome übertragen sich sogar in
grossen Entfernungen auf dieselbe. Es ist also nur logisch,
anzunehmen, dass einem leib freien Magnetiseur — Verstorbenen
— solch eine Beeinflussung eines passiven Objects
noch leichter fallen wird, als dem im Zellenleib befindlichen.
Ich rechne hierher viele Thatsachen, die sich bei Frau
Hau ffe ereigneten; so z. B. kann die 1. und die 4. That-
sache nur durch Beeinflussung Verstorbener erklärt
werden. Ebenso war entschieden die Esslinger von einem
geistigen Wesen beeindruckt. Charakteristisch für dergleichen
Thatsachen ist die Einbusse an Lebenskraft
durch Entziehen des odischen Fluidums beim Erscheinen
von Gestalten; in der „Seherin von Prevorst" lesen
wir z. B., dass Male da zurückbleiben, wo der Geist seine
Einger hingelegt hat, und Frau Hauffe's Schwester wird
todesübel, und sie klagt den ganzen Tag über Schmerzen
und zwar an der Seite, wo die Rauchsäule der Erscheinung
gestanden hatte. Bei der E. Esslinger zeigen sich da blaue
Flecke, wo angeblich Thränen der Erscheinung hinfallen,
und bei Anderen schwellen die Körpertheile an, welche
„Anton" berührte. Ebenso schwillt bei der Erscheinung
Döriens am Oollegio Carolino zu Braunschweig, dem M. Höfer
die ganze Hand, welche er der Gestalt nahe gebracht hatte,
für Monate an.2) — Die Thatsachen bei der L. S. und
dem Pfarrer C. W. Hermann,*) denen sich Beiden Etwas
Schweres auf den Leib legt, das in sie eindringen will, sind
wohl die Anfangsstadien einer Art von Besessenheit. Aus
neuester Zeit berichten Fälle von Alb drücken (vom Alb
oder Mar, zu unterscheiden vom spukhaften Alp rücken
*) F. Fischen — „Der Somnambulismus." II, 157 ff. Siehe über
den Rapport noch C. A. E. Kluge: — „Versuch einer Darstellung des
animalischen Magnetismus." 125 ff.
Ä) Man bemerke auch die Einwirkung von derlei Vorgängen auf
Thiere. Owen ftbrt Beispiele von einem Vogel und einem Hunde an;
eine bei der Esslinger mehrere Nächte im Kerker gelassene Katze
zehrt ab und stirbt; Crorve II, 4259 berichtet, dass Vögel, über Nacht im
Spnkzimmer gelassen, starben u. 8. f. Ein Analogon im Somnambulismus
findet man in der Einwirkung von Emma's rechter Hand auf Katzen;
siehe Haddock: — „Somnolismus und Psycheismus." 181 ff.
8) J. Kernen — „Seherin von Prevorst." II, 522 und 526.
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