Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 621
(PDF, 203 MB)
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Wedel: Noch ein Wort für den Animismus. 621

halten möchte. In einer absolut einwandfreien Weise jedoch
ist solch ein Experiment meines Wissens noch nie geglückt,*)
Und doch sollte man meinen, dass die Sache gar nicht so
schwierig wäre, falls die Geister mit uns verkehrten, wie
die Spiritisten gemeiniglich annehmen. Die Geister müssen
doch wissen, wie viel uns an einem zwingenden Beweise
liegt. Warum bringen sie denn nie einen Kameraden mit,
der den Bedingungen genügt? Die spiritistische Deutungsweise
versagt eben vollständig, wenn wir fragen, warum ein
solcher Beweis so schwer zu erhalten ist, und verweist uns
auf hypothetische Schwierigkeiten im Jenseits. Die animi-
stische hat dafür die ungezwungene Erklärung, dass zum
Zustandekommen eines solchen Phänomens mehrere
mystische, d. h. ungewöhnliche oder rudimentär entwickelte
Fähigkeiten des Menschen zu gleicher Zeit ins Spiel kommen.

Wenn sich aber diese Phantome für etwas anderes
ausgeben, als was sie sind, so möchte ich das nicht für
einen Betrug halten, für den das Medium oder die Theil-
nehmer verantwortlich gemacht werden dürfen. Ich bitte
Herrn Böhme, zwei Punkte zu bedenken! Erstens: — Wir
träumen doch oft, dass wir uns mit den Verstorbenen
unterhalten. In allen Fällen nun, wo es sich nur um einen
gewöhnlichen, bedeutungslosen Traum handelt, ist doch die
Traumfigur durch dramatische Abspaltung von unserem
eigenen Ich entstanden, ist also ein Theil von uns wie alle
im gleichen Zustande auftretenden Persönlichkeiten. Wir
spielen also mit uns selber im Traume und stehen uns
selber Rede und Antwort. Und doch werden wir uns
deshalb nicht für Lügner und Betrüger halten. Wie nun,
wenn die Materialisation nur ein exteriorisirtes Traumbild
wäre? Zweitens: — Die meisten Medien sind für ihre
Person von der Realität ihres Geisterverkehrs überzeugt.
Wenn sie in Trance kommen, so erwarten sie, dass sich
ein Geist durch sie manifestiren werde. Diese Erwartung
nun wirkt als Autosuggestion und bestimmt als solche die
Beschaffenheit des Phänomens. Moses glaubte, mit Jehova
zu verkehren, und erhielt von ihm die directe Schrift.
Jamblichtes stand im Ideenkreise der hellenischen Mythologie;
ihm erschienen Eros und Anteros. Dem katholischen Exstatiker
manifestirt sich die Jungfrau Maria, den Hexen der Teufel,
dem Brahmanen die Gandharven, Apsaras und Götter des
indischen Olympes; kurz, es manifestirt sich immer diejenige
Art von Wesen, deren Manifestation erwartet wird. Hierin

*) Man verel. jedoch hierzu das in Aksakonfa — „Animismus und
Spiritismus" — 2. Aufl. S. 91 ff. Mitgeteilte. — DerSekr, d. Red.


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