http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0639
Sohroeder: Nochmals die „Bedrängniss des Heilmaguetismtts". 631
die Reinigung des Blutes etwa durch eine vegetabilische
Ernährungskur. — Wenn die Aerzte die Pfuscherei in ihrem
Berufe beseitigt haben wollen, so mag dies immerhin eine
Begründung haben, denn in allen Zeitungen kann man lesen,
wie Aerzte sich zum Deckmantel von Geheimmitteln, Haarmitteln
u. s. w., von industriellen Präparaten hergeben; die
gehorsamst Unterzeichneten wollen mit dieser Schrift nur
beweisen, dass die Anwendung des Heilmagnetismus nicht
als Pfuscherei bezeichnet werden kann, denn Pfuscherei ist
es, wenn Jemand Medicinen anwendet, deren Wirkung und
Bedeutung er nicht kennt. — Beim Magnetismus kann so
lange von Pfuscherei nicht die Rede sein, als die Wissenschaft
die Heilkraft des Magnetismus einfach ableugnet.
Mit diesem Ableugnen ist aber keineswegs bewiesen, dass der
Heilmagnetismus überhaupt nicht existirt. Absprechende
XJrtheile hat sich die Wissenschaft oft erlaubt,
um dieselben später zu widerrufen. Nehmen wir
die Kaltwasserkur an, begründet wurde dieselbe von Bauern,
natürlich wurde sie verfolgt von den Aerzten, heutzutage
verordnet jeder Arzt „ Priessnitzumschläge" u. s. w.;
ferner „die Massage"; als die Bauern und alten Frauen das
„Streichen" allein ausübten, war es Schwindel, jetzt
„streichen oder massiren" Aerzte, und die Sache ist
anerkannt« Ebenso ergeht es dem Magnetismus.
Im Grunde genommen ist Massage und Magnetismus
eins, nur verfügt der Magnetiseur über eine magnetische
Kraft. Die Massage ist eine Tochter des Magnetismus. —
Schon jetzt giebt es Aerzte, welche den Magnetismus als
Heilmittel anerkennen, so z. ß. der Königl. bayerische
Generalarzt Professor Dr. von Nussbaum in München, eine
Capacität ersten Banges, ferner Dr. Lahmann, Dr. Buchmann,
Professor Dr. Charcot u. s. w. — Es würde durch ein Verbot
der freien Ausübung der Heilkunde dem Kranken oft
noch die Möglichkeit, sich heilen zu lassen, genommen,
denn allmächtig ist kein Arzt. Die verschiedensten
Aussprüche mancher medicinischen Autoritäten über einen
und denselben Fall beweisen deutlich, wie wenig unfehlbar
die Ansichten der Herren Aerzte sind. Wenn es nun heisst,
ein Laie wisse von dem menschlichen Körper nichts, so
trifft dies in anderer Weise jedenfalls auch die Aerzte, da
ihre Ansichten und Behandlungen sehr weit
auseinandergehen. Fast jeder Patient hat ärztliche
Aussagen vernommen, wie z. B.: — «Von dem Nervenleben
wissen wir noch wenig!" — »Ein sicheres
Heilmittel für Bheumatismus, Diphteritis,
Nervenleiden, Scropheln, Englische Krankheit,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0639