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Kurze Notizen, 651
m) Düsseldorf. — Der aus dem Spiritistenprozesse
bekannte Freiherr v. JErhardt sprach am letzten Freitag
im Kaisersaale der städtischen Tonhalle über das Thema
— „Sittliches Recht für die deutsche Nation, unsere Kämpfe
und die Befreiung der Menschheit". — Der Besuch dieses
Vortrages, der bei einem Eintrittsgeld von 20 Pf. für die
Deckung der Kosten stattfand, liess nichts zu wünschen
übrig. Es mochten sich ca. 900—1000 Personen eingefunden
haben. Herr v. Erhardt sprach ca. l8/4 Stunden über sein
Thema, wobei er naturgemäss bei dem Punkte „sittliches
Recht" unseren deutschen Richterstand sehr scharf beur-
theilte. Er will die bestehenden Gerichte abschaffen, sowohl
die Uivil- wie auch die Militärgerichte, und durch neue
ersetzen, die dem Durchdringen des wirklichen Rechtes
mehr Raum gewähren, als die gegenwärtigen Rechtsformen.
Der Vortragende kam dabei immer und immer wieder auf
seine Angelegenheit zu sprechen, kritisirt das ehrengerichtliche
wie auch das landgerichtliche Urtheil, wendet sich
gegen die Ablehnung des Antrages auf Wiederaufnahme
des Verfahrens und macht Mittheilung von erneuten Versuchen
, die Wiederaufnahme durchzusetzen. Bemerkenswerth
ist, dass die Sache der im Spiritistenprozesse Verurtheilten
gar nicht so schlecht zu stehen scheint. Wenn Herr
v. Erhardt sich nicht irrt, dann hat der Hauptschlitzzeuge
des Referendars Dr. Ewers, des grössten Gregners v. Erhardi's,
eine Aeusserung fallen lassen, die ohne Zweifel, wenn sie
wirklich nachweisbar ist, die Wiederaufnahme des Verfahrens
zur Folge haben muss. (Berliner „Staatsbürger-Zeitung"
Nr. 453 0. v. 28. September er.) — Man vgl. unsere Notiz
über sein dieselben Themata ausführlich behandelndes Werk
in „Psych. Stud." October-Heft 1897 8. 590 ff.
n) Soeben erhält unsere Zeitschrift die erfreuliche
Mittheilung, dass durch die Bemühungen des Herrn
Magnetopathen Weder unser Leipziger Heilmagnetiseur
Herr Paul Schroeder, den unsere Leser so eben aus
seinem in diesem Hefte vorliegenden Artikel kennen
gelernt haben, sich bereit erklärt hat, wie vor zehn Jahren
auch dies Mal sich an die Spitze der Petitionsbewegung
in Sachen des Magnetismus zu stellen. Der
Bewegung schlössen sich bis jetzt folgende Magnetopathen
an: — Die Herren Paul Schroeder, W. Weder, Rohm,
Malzacher, Nagel, Ressel, Pauli, Cordes, Diesel, Mscher, Müller,
Schabenierger, Zillmann, u. A,; es ist zu hoffen, dass die
noch fehlenden „besseren" Magnetopathen in den nächsten
Tagen sich dem Bunde anschliessen werden, umsomehr, als
bei der Aufnahme vorsichtig vorgegangen werden soll.
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