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652 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 11. Heft. (November 1897.)
Leider können die Herren Hofrichter, Dällmar} Reichelt-
Dresden, Oehmichen und Beck, welche vor zehn Jahren mitwirkten
, nicht mehr unterzeichnen, da sie unsere Sphäre
verlassen haben.
o) Das Medium Bernhard, das in Köln entlarvt
worden sein soll, findet jetzt in seinem Manager, Herrn
Alfred Thienemann, einen Vertheidiger.*) Dieser Herr sendet
uns einen Brief, der gegen den auch von uns übernommenen
Bericht der „Köln. Ztg.*' polemisirt, und den wir wiedergeben
, schon weil er für die Anschauungen spiritistischer
Kreise sehr characteristisch ist. Herr Thienemann schreibt:
— „Nur durch wiederholtes, inständiges, schriftliches Bitten
des Herrn Rudolf Feilgenhauer zu Köln, das schon vor etwa
einem halben Jahre begann, Hess ich mich bewegen, mit
dem Medium Bernhard, das kein Matrose, sondern wohlbestallter
Kaufmann ist, in der spiritistischen Gesellschaft
„Psyche" zu Köln, dessen Vorsitzender Herr Feilgenhauer
ist, eine spiritistische Seance zu veranstalten. Zur Deckung
der Reise- und Aufenthaltskosten (wir wollten mit der nun
einmal unternommenen Fahrt eine kurze Rheinreise verbinden)
wurde die Summe von 300 Mark vereinbart, und auf die
schriftliche Mittheilung des Herrn Feilgenhauer, dass dieselbe
bereit läge, und nachdem uns, auf sein Anerbieten hin, ein
Reisevorschuss von 100 Mark nach Berlin gesandt worden
war, machten wir uns auf die Reise. Die Untersuchung des
Mediums sollte der in Berlin in privatem Kreise wiederholt
geübten gleich sein, d. h. das Medium vor den Augen einer
Kommission mit einem von dieser gestellten Anzüge (Hemd,
Hose, Weste, Rock, Stiefel, Strümpfe u. s. w.) neu bekleidet
und das Kabinet einer peinlichen Untersuchung unterworfen
werden. Ganz entgegen der Abmachung fand die Sitzung
nicht vor dem Verein „Psyche", sondern vor einer kleinen
Anzahl Herren statt, unter denen sich auch ein Vertreter
der Presse befand. Die Untersuchung und ümkleidung des
Mediums fand wie vereinbart statt, auch ich stellte mich zur
Untersuchung, wurde aber hieran von dem Herrn Vertreter der
Presse, Dr. Klein, verhindert, der auch die Untersuchung des
Mediums abzukürzen befahl, da „kein Verdacht vorläge".**)
*) Herr Thienemann ist, wie wir aus Berlin vernehmen, ein höchst
achtungswerther Kapellmeister, der keinen Nutzen von seinem Medium
zieht, sondern dasselbe nur zu seinem Schutze begleitet, übrigens
Herausgeber der Berliner Spiritistischen Monatsschrift „Psyche" auf
seine Kosten ist. — Der Sekr. d. Ked.
**) Von Dr. Klein liegt bereits eine gedruckte Gegenerklärung in
No. 523 des „Berliner Tageblattes" v. 14. October er. vor, die wir
unseren Lesern ersparen, weil sie von einem „Naturforscher von Fach"
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