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Mummert: Aufklärung im Falle CouedoD.
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Monat Mai von einer Gräfin Urbain de MailU gegeben wurde.
Der Graf Urbain de MailU hat uns erzählt, was sieh an
jenem Abend bei ihm zugetragen hat.*) — 'Ich hatte' —
so erzählte er uns — 'Mlle. Gouedon in ihrer Häuslichkeit
aufgesucht, und obwohl ich in keiner Weise an die Intervention
des Engels Gabriel glaubte, hielt ich dennoch die
von dem jungen Mädchen gemachten Enthüllungen für
bemerkenswert!!. — Auf meine Bitte willigte Mlle. Couidon
gern ein, einmal von ihren Gewohnheiten abzugehen und
sich bei mir vor etwa hundert Menschen hören zu lassen,
worunter sich die Gräfin Aimery de la Rochefoucauld, Madame
de Mesnard, die Marquise d7 Anglade, die Gräfin de Virien,
der Vicomte de Fleury u. a. befanden. Nachdem sie die
Neugierde einiger unserer Eingeladenen befriedigt hatte,
welche Mlle. Couidon einzeln angesprochen hatten, redete
sie zu uns von dem zukünftigen Brande. — Vielleicht hat
sie nicht genau die Worte geäussert, welche Sie mir zuschreiben
; aber sicherlich hat sie etwas dem ganz Nahekommendes
gesagt. Sie sprach von — ,einer grossen
Feuersbrunst, welche in einer zum Wohle der
Armen organisirten Vereinigung ausbrechen würde/ —
,Ich sehe' — sagte sie, — ich citire aus dem Gedächtniss
ziemlich annähernd, — ,dass die ganze höhere
Gesellschaft davon betroffen sein wird. Und
besonders ist es das Faubourg St. Germain,
welches zu leiden haben wird/ — Aber dessen
erinnere ich mich vollkommen, dass die 'Seherin' hinzufügte:
— ,keine der hier versammelten Personen wird
betroffen werden.' — Und sich an mich persönlich
wendend: — ,Sie selbst werden nur ganz entfernt
berührt werden, fast indirect.' —
„(Nun, keiner unserer Eingeladenen ist betroffen worden.
Was mich anbetrifft, so habe ich, den Vorhersagungen der
Mlle. Gouedon entsprechend, eine Grosscousine verloren, die
ich in der That kaum kannte.''* —
Und nun zu Herrn Dr. Bormannl
Worauf gründet sich eigentlich seine in so merkwürdigem
Tone kundgegebene Anfrage? Graf de MailU sagt ausdrücklich
nach Herrn Dr. de Jonge's Uebersetzung: —
„Vielleicht sprach sie nicht genau die Worte, die Sie mir
berichten, aber sicher war der Sinn fast derselbe," — Nach
*) Hierdurch ist konstatirt, dass die iin September- und November-
Hefte ausgespiochene Vermuthung des Unterzeichneten, der Graf
de Maille habe nicht selbst den Bericht über diese Söance abgefasstv
wohl aber die Anregung dazu gegeben, richtig ist. —
Der Sekr. d. ßed.
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