Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 688
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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688 Psychische Studien. XXIV, Jahrg. 12. Heft. (December 1897.)

wallen an der Seele vorüber, erfassen die Seele und erwecken
in ihr Lust und Weh. Der Traum ist ein inneres Erleben
wie die von den mannichfaehsten Gefühlen begleitete
Erinnerung. Er scheint ein vom Zufall beherrschtes, regelloses
Spiel der Phantasie zu sein, aber er ist mehr als das.
Er hat seine ganz bestimmten Ursachen und ist nicht von
der Willkür abhängig. Wir können uns weder vornehmen,
dies und das zu träumen, noch im Traume willkürlich das
Spiel der Phantasie lenken. Eine innere unbewusste Macht,
der wir nichts befehlen können, scheint über unser Traumleben
zu gebieten. Das bewusste Selbst leitet und überwacht
den Strom der Gedanken, aber es ist nicht im Stande,
Träume zu lenken: der Wille verhält sich völlig passiv.
Somit scheint im Traum die Seele der Sammelplatz entfesselter
, nicht vom bewussten Willen geleiteter, nicht vom
reflectirenden Verstände beherrschter, in ihrer Unmittelbarkeit
hervorbrechender Vorstellungen zu sein. Auch das ist nicht
der Fall; denn die Vorstellungen als solche sind blos fixirte
Nachwirkungen empfangener Eindrücke und vermögen als
solche von sich aus keinerlei Wirkung hervorzubringen. Die
Erinnerung, d. h. das Hervortreten der Vorstellungen, ist
eine That des Geistes. Freilich scheinen uns auch im wachen
Zustand oft gewisse Vorstellungskomplexe zu beherrschen,
aber wir fühlen uns ihnen (als einem uns Anhaftenden)
gegenüber als ein Selbstständiges, sie Besitzendes und Umfassendes
und vermögen sie schliesslich doch zu bewältigen;
wir haben nur das Gefühl, als wären wir blosser Schauplatz
derselben, als wären sie selbstständige, gegen uns
ankämpfende Mächte. Hiergegen werden wir durch dit
Eindrücke von aussen her in dieser oder jener Weise
afncirt, und das, was wir Vorstellung nennen, ist nicht blos
ein durch die Sinneswirkung hervorgebrachter, bleibender,
dem Bewusstsein theilweise zugänglicher, theilweise versperrter
Zustand der Seele, sondern es ist auch, ja es ist
eigentlich, das von der afficirten Seele Selbstgestaltete. Was
in uns lebt, bedarf zwar des äusseren Anstosses, wird aber
in Folge der Veranlassung (Sinneseinwirkung) von aussen
her in uns selbst geboren. Der auf mechanische Weise
hervorgerufene Sinnesreiz kann nicht der in der Seele
lebenden Vorstellung entsprechen. Damit ist gesagt, dass,
was wir in uns besitzen, ganz unserem inneren Leben
angehört. Die Aussenwelt giebt nur immer wieder erneuten
Anstoss, das innere Leben zu entfalten.

Hieraus ergiebt sich, dass nicht blos der Leib, sondern
die gesammte Aussenwelt Organ der Seele ist. Diese selbst
ist somit ein reich ausgestatteter Organismus, der in sich


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