Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 692
(PDF, 203 MB)
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692 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 12. Heft. (December 1897.)

besass. Doch gerade in den Nächten der tiefsten Trauer
beschäftigte ich mich im Traume so lebhaft mit der ent-
schafenen Gattin, dass es mir beim Erwachen schwer fiel,
mich in's Leben zu finden. Einmal rief ich ihr zu: — „Ja,
Xfwa, wo kommst Du her? Du bist doch todt!u — Sie
entgegnete: — „Nein, mein Lieber, ich bin immer bei Dir,
wir gehören zusammen!" - Von einem lebhaften Wachtraume
aus jener schwersten Zeit meines bisherigen Lebens
kann ich vielleicht bei anderer Gelegenheit erzählen.

Man mag solche Träume beurtheilen, wie man will,
man mag sie völlig auf subjective Seelenstimmung zurückführen
, — eines bleibt doch: — die Seele schafft sich durch
dieselben das verlorene Gleichgewicht. Dies muss auch der
nüchternste Verstand zugeben. Es soll Niemand benommen
sein, bei solchen Träumen das Hereinwirken jenseitiger
Mächte anzunehmen, also zu glauben, dass die Seele, die
sich aus der Sinnenwelt in ihr innerstes fleiligthum zurückgezogen
hat, in diesem Zustande ganz besonders das Wehen
aus dem Reiche der Geister verspüre, ja unmittelbar mit
verwandten Seelen Verstorbener in Beziehung stehe.
Dächten wir freilich hierbei an einen Verkehr ganz analog
dem zwischen Lebenden im wachen Zustande, so könnten
wir in schwere Irrthümer gerathen; wir würden wohl den
Schein mit der Wirklichkeit verwechseln. Nicht aber, als
ob es sich immer um blossen wesenlosen Schein handelte.
Hinter dem Scheine kann etwas liegen, das entweder
subjectiv in unserer Seele, oder objectiv in einer jenseits
des Sinnenbereiches liegenden Welt beruht. Der wesenhafte
Kern ist von den Gebilden der schaffenden Phantasie innig
umwoben. Nicht diese Gebilde selbst dürfen wir als etwas
Wirkliches betrachten. Wir dürfen also nicht etwa glauben,
der oder jener Verstorbene erscheine uns thatsächlich in
dieser oder anderer Gestalt und rede die Worte, die wir
zu vernehmen vermeinen.

Meinem ersterwähnten, aus der früheren Jugendperiode
stammenden Traume mag eine rein subjective Stimmung zu
Grunde liegen. Ein unnatürlicher Druck, der auf der
kindlichen Seele lastete, veranlasste dieselbe vielleicht, in
sehr energischer Weise zu reagiren. Religiöse Vorstellungen
kamen ihr dabei zu Hilfe. Sie vermochte so sich zu befreien
. Aber der Traum, nicht bewusste Reflexion, spielte
dabei die Hauptrolle. In demselben schaffte sich die Seele
eine wirksame Arzenei für ein aufkeimendes Leiden. Von
einem unmittelbaren Eingreifen der Gottheit, wie der
unreife Knabe in seiner kindlichen Zuversicht vor Jahren
wähnte, konnte also keine Rede sein. Aber gerade das


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