Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 693
(PDF, 203 MB)
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Fr. Sch.: Etwas über Träume.

693

naive Zutrauen zu Gottes Hilfe, der Glaube, dass eine
finstere Gewalt durch eine höhere, lichte besiegt worden
sei, rettete den Knaben. Wie der Leib durch lebhafte
Gegenwirkung im Stande ist, schädliche Stoffe auszuscheiden,
so mag auch die Seele das Vermögen besitzen, ohne
bewusstes Zuthun krankhafte Zustände zu beseitigen. Wie
der Körper im Schlafe frische Kräfte sammelt, so könnte
auch der Geist im beruhigenden Traume neue Spannkraft
gewinnen. Die allschaffende Gottheit kann gerade, indem
sie diese segensvolle Einrichtung getroffen hat, in reichstem
Maasse ihre Wirkung entfalten. Sie aber zu einer willkürlich
eingreifenden Macht zu stempeln, liegt unter ihrer Würde.

Welche Bewandtniss es mit den hernach erwähnten
Träumen vom Verkehr mit meiner entschlafenen Frau hat,
darüber wage ich nicht zu entscheiden, Ist ein Verkehr
zwischen Lebenden und Verstorbenen möglich, ja oft ein
solcher durch Thatsachen konstatirt, so ist auch die Annahme
berechtigt, dass im Traumzustand ein solcher Verkehr
stattfinden könne. Ein sinnlicher Verkehr kann es freilich
nicht sein; die Geister der Abgeschiedenen erscheinen also
nicht sichtbarlich. Jedoch mögen wir im Traume die
Fähigkeit besitzen, auch ausserhalb des Sinnenkreises
befindliche Verhältnisse und Gegenstände unmittelbar anzuschauen
. An den körperlichen Organismus geknüpft, ist
die reproducirende Seele beim Erwachen zum Sinnen-
bewusstsein gezwungen, dem Angeschauten ein sinnliches
Gewand anzulegen, das Unnennbare in's concrete Bild
umzusetzen. Ein Wesentliches verbleibt dabei: — der
innige Zusammenhang des von der Phantasie gestalteten
Bildes mit dem innerlich Angeschauten. Nur fasse man
das Bild nicht als die Sache selbst.

Wir sind zu der Annahme berechtigt, dass unser
Sinnesbewusstsein nur eine Form, ein Ausfluss unseres
Urbewus8tseins ist, das fähig ist, sich auch in anderer
Gestalt zu äussern, wenn andere Organe ihm zu Gebote
stehen.

Um auf die Träume zurückzukommen, möchte weiter
bemerkt werden dürfen, dass dieselben, indem sie in der
Erinnerung reproducirt werden, im Bilde ein inneres Leben
abspiegeln. In der Gestalt, wie sie die Erinnerung im
wachen Zustande baut, durchlebt sie die Seele wohl nicht.
Wir dürfen sie durchaus nicht als blosse „Schäume" betrachten
, wie sie der Volksmund bezeichnet. Sie eröffnen
uns Blicke in unser verborgenstes Seelenleben. Wir können
sie bezeichnen als Freunde, die an unserer Freude und an
unserem Leide aufs innigste Theil nehmen, die mit uns


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