Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 713
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kurze Notizen

713

/) Das Binden oder Verzaubern durch
katholische Geistliche in Italien wird durch die
zu Fossari in Sardinien jüngst erschienene Beichte eines
berüchtigten 74jährigen Räubers — „Giovanni Tolu.
Geschichte eines Banditen, von ihm selbst erzählt",
verfasst vom Rechtsanwalt E. Costa — „zur Warnung für
Unglückliche Seinesgleichen", als ein blosser Aberglaube
dargestellt, weil es darüber in der 2. Beil. zum „Leipziger
Tageblatt" Nr. 485 v. 23. September er. vom Rom-Corre-
spondenten heisst: — „Der Mann, der 30 Jahre hindurch
der Anschläge seiner Feinde und der Gensdarmen spottete,
war der Sklave eines geradezu kindischen Aberglaubens.
Die unglaublichsten Wahnvorstellungen trübten ihm den
Sinn. Er glaubte, dass der Priester, der während der
Messe mehr als drei Gebete spricht, eine böse That verübt
und irgend Jemanden bindet, d. h. verzaubert.
Als er einst in Florinas, seinem Heimathsorte, von Gelenkschmerzen
heimgesucht wurde, setzte er sich in den Kopf,
dass ein ihm feindselig gesinnter Priester es ihm angethan
hatte, und das Schlimme daran ist, dass er darin von anderen
Priestern bestärkt wurde. . . . 'Ich wendete mich', — so
erzählt er selber — 'an unseren Pfarrverweser, einen
musterhaften Priester. Er legte sich die Stola um, ergriff
Aspersorium (Sprengwedel) und Brevier und begann die
Exorcismen. Die Schmerzen Hessen endlich nach und gönnten
mir mehrere Wochen Ruhe. Später ging ich zum Curaten
von Ossi, der in Exorcismen noch bewanderter sein sollte.
Er hiess mich niederknieen, besprengte mich mit Weihwasser
und betete lange. Drei Mal begab ich mich zu ihm, — als
ich ihm aber das dritte Mal erklärte, dass die Schmerzen
immer ärger wurden, gestand er mir offenherzig, dass auch
er ein ,fatturato', ein Verzauberter war, da ihn ein anderer
Priester ,gebunden* hatte, der weit mächtiger sei, denn er
selber.' — Erlösung von seinem Gliederschmerz fand Tolu
erst beim infulirten Abt von Dualchi, der ihm 40 Tage
hindurch Hostien-Partikel und — geweihtes Oel verabreichte!"
— Das Alles klingt allerdings für norddeutsche Ohren mit
wissenschaftlicher Bildung kindisch-abergläubisch, — aber
das Binden und Verzaubern bleibt gleichwohl eine psychologische
Thatsache, so sehr man sich dagegen als einen
Wahnsinn sträuben mag. Wir verweisen unsere Leser zurück
auf „Psych. Stud." August-Heft 1882 S. 343, Januar-Heft
1885 S. 43 ff., desgl. September-Heft 1892 S. 440, 445,
Juli-Heft 1893 S. 321 ff., Juli-Heft 1892 S. 341, April-Heft
1891 S. 180, Juni 1891 S. 284, October-Heft 1891 S. 493,
November-Heft 1891 S. 507, August-Heft 1878 S. 380 ff.,


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