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716 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 12. Heft. (Deqember 1897.)
April-Heft 1895 S. 138 ff.)*) Auch Andrew Jackson Davis
spricht in seinem „Reformator" und „Arzt" (Leipzig, Oswald
Mutze) gegen den Genuss des Tabaks als einer besonders
geschlechtlich stimulirenden Pflanze. Unser Artikel-Verfasser
meint schliesslich, dass man im klassischen Alterthum den
Tabak, wenn man ihn gekannt hätte, mit dem Namen
Kraut des [und der] Lethe" belegt haben würde. Er fördere
gemüthliche Stimmung, träumerisches Sinnen. Jedenfalls
ist er trotz aller Lobredner seiner Fabrikanten und Verehrer
ein feines Nervengift, das einen Gesunden schon durch
blosses Einathinen des Rauches afficirt und mit Kopfschmerz
und Uebelkeit behaftet.
n) K. M. Die Wirkungen der Polarnacht auf das
menschliche Nervensystem im Lande der Tschuktschen äussern
sich nach den Mittheilungen des Herrn Franz von Adlerberg
im „Zeitgeist" des „Berliner Tageblattes", worin die
Beobachtungen des Reisenden /. W. Schklowski niedergelegt
sind (1894, Nr. 10), in höchst auffallender Weise bei dem
dortigen Frauengeschlechte. Bis zum 25. December hat man
in jenem Lande des Kolyma-Flasses eine Nacht von fünfzig
Tagen zu ertragen, an welche die Frauen nur ungern
zurückdenken. „Dieselben" — heisst es in den fraglichen
Mittheilungen — „geben zur Zeit der unheimlichen Polarnacht
ganz vortreffliche Medien ab für die diesen Umstand
oft ausnutzenden, übermüthigen Burschen. Die Erkrankung
selbst zeigt alle Symptome einer hochgradigen Hysterie.
[Oder vielleicht einer Art Hypnotismus, Starrkrampf und
wirklichen sensitiven Mediumismus? — Der Sekr. d. Red.]
Die Befallene vermeint, in ihrer Kehle eine rollende Kugel
zu spüren, sie fällt zu Boden und wälzt sich unter Winseln
und Krämpfen. Eine schwächere Form der Krankheit
äussert sich darin, dass ein plötzliches Geräusch, ein laut
gesprochenes Wort sie aufschreien macht. Häufig ereignet
es sich, dass sie ganze Sätze, welche die Veranlassung ihres
Schreckens waren, Wort für Wort richtig wiederholen, auch
wenn das Gehörte einer ihnen fremden Sprache angehört.
So kann man dem Munde der Tschuktschen- und Jakuten-
Schönen**) die schönste Liebeserklärung oder das süsseste
Minnelied in jeder beliebigen Sprache in vorzüglicher
*) Es ist daselbst hingewiesen auf Wittig7» Hauptwerk: —
,,Neue Entdeckungen zur Biographie Gunthers," (Striogau, A. floffmamt,
1881) besonders auf 8. 232 , 234 Note über Günther^ Tabakrauchen.
Die Ergänzung zum Hauptwerke bilden die 1895 erschienenen „Urkunden
und Beläge zur Gunther forsehung" (daselbst.)
**y Vergl. über den Geisterglauben bei den Jakuten in „Psych.
Stud." Februar-Heft 1888 S. 86 ff. — Der Sekr. d. Red,
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