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G Psychische Studien. XXV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1898.)
halten und zündete Licht an. Bei Licht war es ruhig,
nur von Zeit zu Zeit sah man schwächlich fliegende Rüben.
Den Gendarmen wurden von den Schlägen die Hüte zerknittert
; den Wachtmeister Betgel traf eine Rübe in die
Cigarre und trieb ihm die ganze Cigarrenspitze in den Mund
hinein; dem Gendarmen Släentowicz pflanzte sich eine Rübe
auf das Bajonett auf; einem Bauer zertrümmerte eine Rübe
seine Pfeife in drei Stücke, und Janina Ghorzempa beklagte
sich über Schmerzen, die sie durch die fliegenden Geschosse
erlitten hat.*) Die Dunkelsitzung wurde noch sechs Mal
nacheinander versucht, aber jedes Mal hub der Höllenlärm
von Neuem an. Dann ging Chorzempa zu seinem Nachbar
schlafen, die Gendarmen entfernten sich, und das Haus
blieb leer. [„Sauerkraut und Rüben haben sie vertrieben."
Heine.] Wachtmeister Beigel begab sich zu den Geistlichen
in Nienadowka, um ihre Meinungen in dieser Sache anzuhören
. Beide behaupten, dass diese Erscheinungen durch
übernatürliche Geisterkraft zu Stande kommen.
Derselben Meinung ist man auch im Dorfe; Chorzempa's
Tochter wird für eine Teufelsbesessene angesehen. Dieser
menschliche Aberglaube lässt befürchten, dass die Einwohner
Nienadowka's der Familie Chorzempah und besonders seiner
Tochter Leid anthun könnten. Die erforderlichen Sicher-
heitsmaassregeln sind veranlasst worden. Das Mädchen ist
ganz normal, ein schmächtiges, aber gescheidtes Kind,
eigentümlich nur insofern, als in ihrem linken Auge die
Regenbogenhaut (Iris) mangelhaft entwickelt ist.**) Unum-
*) Ist es vernünftig, frage ich, diese rohen Attentate gegen die
Person des Mediums seinem eigenen Unbewussten zuzuschreiben?
Einfache Verwechselung von Ursache und Bedingung, Ihr superklugen
Animisten! Man könnte allenfalls noch an die Fernwirkung Lebender
denken, aber mit kaum besserer Begründung da hier eine zu
unmittelbare Demonstration vorliegt. — V. Lang.
**) Man vergleiche Kieseweiter's Mittheilung in der „Sphinx" IV,
70 (1887) über „die Augen der Hexen und Medien." Dort heisst es
unter Anderem: — „Allgemein bekannt ist, da*s man die Hexen an
den Augen erkannte, und dass der Teufel denselben sein Stigma auch
in den Augapfel einzuprägen suchte. Nach Mone wurde es, wie aus
badischen Akten erhellt, in das rechte Auge gestossen, oder in das
linke gestochen. . . Lassen wir nun alles Beiwerk bei Seite, so ergiebt
sich aus diesem alle Zeiten durchziehenden Glauben, dass sich die
Augen medial veranlagter Personen durch auffallende, verschiedenartige
Färbung, Flecken, in denen man ein Pferd, einen Hasen, eine Kröte
oder gar zwei Pupillen zu sehen glaubte, auszeichnen. Es wäre sicher
von Intertsse, wenn man die Augen der modernen Medien auf ähnliche
Zeichen untersuchen wollte. Gewiss würde man interessante Schlüsse
auf die Beschaffenheit ihres Nervensystems ziehen können und vielleicht
auch darin ein Mittel zur Entdeckung von Medien finden." — V. Lang.
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