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12 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1898.)
Zauberbuch geschenkt bekommen, das er fleissig durch-
studirte, und aus dem er viele Zauberkünste lernte. Einst
hatte er es aus Versehen in seiner Stube offen daliegen
lassen, sein Vater sah es und las voll Neugier darin: —
da war plötzlich das ganze Haus voller Schwarzkrähen, die
auf ihn einflogen und ihm die Augen aushacken wollten.
Auf seine Hilferufe kam der zum Gluck nicht weit entfernte
Sohn herbei, las den Zauberspruch rückwärts und vertrieb
auf diese Weise die Krähen wieder. Sein Vater verbrannte
aus Angst um ihn dieses Teufelsbuch, in Folge dessen der
Sohn nicht mehr Alles wusste, was darin gestanden hatte.
Aber einige Künste konnte er doch noch. Ein fremder,
erst hingekommener Jägerbursche, der im dortigen Forsthause
von dem Leubuser Kloster-Abte angestellt war, traf
den Friebe einmal mit der Axt im Busche, mit der er sich
Feuerholz zusammenschlug, nahm ihm die Axt weg und
wollte ihn sammt der Axt in's Jägerhaus transportiren. Da
sprach Friebe einen ihn verwünschenden Zauberspruch, und
plötzlich musste der Jäger stillstehen und seinen Mund so
weit aufsperren, dass er ihn nicht mehr zumachen konnte.
Mit flehenden Augen gab er Friebe die Axt zurück und
zeigte bittend auf seinen Mund, worauf Friebfi ihm zwei
leichte Ohrfeigen versetzte, durch welche die Maulsperre
behoben ward. [Sicher eine Art Hypnotisation mit
Suggestion!] Und von dieser Zeit an konnte sich Friebe
Holz im Busche holen, so viel er wollte.
.Nicht immer jedoch glückte es ihm so. Das Kloster
mit seinen Gütern hatte einen „Gestrengen Herrn Amtskanzler
" über sich, der über den Wald und die zugehörigen
Dörfer Hennersdorf, Sehlauphof, Bellwitzhof u. s. w. die Aufsicht
führte. Friebe war von ihm als Tagearbeiter für ein
Jahreslohn von nur 4 Gulden zum Stöckeausroden angestellt.
Ein Tages rackert sich Friebe mit einem solchen Wurzelstock
vergebens ab und spricht laut vor sich hin, während
ihm der Sch weiss von der Stirn tropft: — „Axt, du fährst
ja gerade hinein, wie der Teufel mit den Justiz-Armenseelen
in die Hölle!" — Da steht plötzlich der gestrenge
Kanzler hinter ihm uud schlägt ihm zwei Ohrfeigen, über
denen Friebe seinen alten Bann- und Zauberspruch vergass.
— Friebe hat sich in Folge seiner Armuth, weil er es zu
nichts brachte, gehängt und sein alter Vater ist vor Schreck
darüber gestorben. Da hiess es, der Teufel hat beide für
seine Zauberkünste geholt. Dieser Kanzler aber soll seine
Uhr in seinem Grabgewölbe zu Schlaup haben aufhängen
lassen, die nach Vermächtniss immer wieder aufgezogen
werden musste. Hätte er statt dessen Frieben besser bezahlt.
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