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Wittig: Weiteres Geister-, Spuk- und Rätselhaftes. 17
„Intrantes domum invicem, ij.
Novum salutant Principem. Alle-Alieluja.
„Sie gingen in das Üaus hinein, ij.
Sie grössten GOtt den HErren fein. AUeiujah!"
„De matre natus Virgine, ij.
Sine virili semine. Alle Alleluja.
„Seine Mutter ist die reine Magd, ij.
Die ohne ein Mann gebohren hat. Alle« AUeiujah!"
„Sine Serpentis vulnere, ij.
De nostro venit sangüine. Alle-Alleluja.
„Die 8chlang ihn nicht vergiften ktinnt, ij.
Ist worden unser Blut ohn Stind. Allelujah !u U. s. w.
Und am Schlüsse heisst es, wohl in Bezug auf den
himmlischen Weihnachtsspektakel, vor und nach
dem die englischen Heerschaaren ihr — „Gloria in ex«
celsis Deo!" — sangen: —
„So hat Kr uns erworben | coelorum gaudia [des Himmels Freuden],
Eja, wären wir da, Eja, wären wir da!
„Ubi sunt gaudia | [wo es der Freuden giebt] nirgends mehr denn da,
Da die Engel singen j nova cantica [neue Lobgesänge],
Und die Sehellen klingen | in RegisOuria [in des himmlischen Königs Hofe],
Eja, wären wir da, Eja wären wir dalu —
Als nun meine Mutter in Liegnitz die feineren weiblichen
Handarbeiten von ca. 1822—1826 bei einer gebildeten
Französin Madame Joly erlernte, führte diese Dame (nach
den vorstehenden Berichten meiner Mutter aus ihrer Heimath)
in ihrem engeren Bekanntenkreise ein kleines Weihnachtsfestspiel
im Jahre 1825 auf, in welchem meine Mutter wohl
als das frischeste Mädchen aus der Schaar ihrer Elevinnen
zum Christkind herausgeputzt wurde im weissen Atlas-
gewande mit weissen Schleiern und einem Myrtenkranz mit
ßosen auf dem Haupte. ,,Ich hatte" — erzählte sie mir da,
— „wohl weit über hundert Thaler Brautgeschmeide angehängt
, und mein Schleier wallte hinten lang über die
Schleppe des weissen Kleides, das mit den feinsten Spitzen
(Points) besetzt war. Ich hatte eine Klingel in der linken
und die Ruthe in der rechten Hand, und als ein etwa
22jähriger, mitanwesender Bürgermeisterssohn, welcher die
Liegnitzer Ritter - Akademie besuchte, vor mir plötzlich
niederkniete und mich anrühren und mir die Hände, die
von edelsteinblitzenden Ringen funkelten, erfassen und küssen
wollte, strafte ich ihn mit der Ruthe derb dafür. Trotzdem
bat er mich aufs dringendste, ich solle doch nun als sein
Christkind mit ihm zu seinem Vater kommen, aber ich ging
trotz allen Zuredens nicht mit ihm. Ein gewisses Etwas
hielt mich davon ab. Ich traute ihm nicht recht. Seine
Schwester hatte einen hochangesehenen Pastor zum Gatten.
(Er selbst ist später Director einer höheren Töchterschule
Psychische Studien. Janaar 1898. 2
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