http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0029
Wittig: Weiteres Geister-, Spuk- und Räthselhaftes. 21
Mummerfs „Geheimwissen auf dem Lande" in „Psych. Stud."
Oetober-Heft 1897 S. 578 ff. und Nataly v. Eschstruth's „Verbürgte
Geschichten" September - Heft 1897 S. 513 ff. —
Was jedoch das alpartige Radwerrädchen betrifft, so finde
ich bis jetzt nur einen Parallelfall in der Legende des
heiligen Germanus (St. Germain), welcher eines Tages aus
der Bretagne auf einem „Pflugrade" im Hafenstädtchen
Dilette bei Gherbourg in Frankreich angekommen sein und
mit seinem blossen Blick ein Ungeheuer, einen Drachen,
getödtet haben soll, der dort in einer Höhle wohnte und
wöchentlich ein Kind verspeiste. Seitdem hiess er der
heilige Germanus vom Rade, St. Germain de la Roue. So
nach der „Köln. Ztg.tf vom Mai 1897. Unsere heutigen
Radfahrer werden diese Mitteilungen wohl anschaulich
genug und in Wirklichkeit nicht mehr so ganz unmöglich
finden.
Zu jener Zeit (um 1792) lebte nach der Mittheilung
dieser Grossmutter an meine Mutter in Rogau bei Leubus ein
Fleischer, der hiess Herrihard Stab, der hatte sich beim"
meilenweiten Treiben seines eingekauften Viehes, was früher
eine grosse Plackerei war, wenn ein Fleischer keinen eigenen
Wagen mit Pferd und nur einen Hund besass, einmal in
grosser Noth, als er es gar nicht von der Stelle bringen
konnte, des ihm überlieferten Spruches bedient: —
„Teufel, treibst du mir mein Thier,
So ergeb* ich meine Seele dir!" —
Hierauf habe sich im Walde wie von ungefähr ein sonderbar
hinkender Mann mit pechschwarzem Barte zu ihm gesellt
und ihn aufgefordert, er solle sich ihm doch mit seinem
Blute unterschreiben, so werde er ihm helfen. Da habe
Stab sofort den Bösen in ihm erkannt, habe „Jesus, Maria,
Josephl" — ausgerufen und sei vor Schreck drei Stunden
lang wie todt gewesen, so dass ihn die Leute, die ihn
unterwegs liegend angetroffen und mit seinem Vieh erkannt
hatten, für todt heimgefahren hätten, um die Seinigen ihn
begraben zu lassen. Aber bei diesen war er wieder zum
Leben erwacht und hat ihnen von der Ewigkeit erzählt, in
der er gewesen und grosse Wunderdinge erschaut habe.
Täglich gingen die Leute zu ihm und hörten ihn dann
berichten; er sprach oft stundenlang, dass Manche darüber
einschliefen. Wenn ihn dann aber Jemand fragte: — „Wie
war das gewesen?" — so war es alle mit seinem Erzählen.
— Wir haben hier offenbar ein Trance- oder Sprechmedium
aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts vor uns, ähnlich
wie der „Oelser Junge" bei Striegau im Jahre 1847—1848,
von dem später noch die Rede sein wird.
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