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v. Gumppenberg: Das mediale Sckreiben eto.
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Tod prophezeit hatten, glaubte daran, und beging in seiner
Aufregung Selbstmord»
Alle solchen Einzelzüge, welche geeignet sind, das
Wesen und den Charakter der „spirits" aufzuklären, lassen
sich — um es nochmals zu betonen — bei keiner anderen
Gruppe von mystischen Phänomenen so eingehend und
detaillirt studiren als bei den automatischen Niederschriften,
Zu zeigen, bis zu welcher Stärke der Wahrscheinlichkeit
sie die Frage nach den Autoren der spiritistischen Phänomene
zu beantworten vermögen, muss internationalen, im grössten
Umfange und mit peinlicher Gewissenhaftigkeit anzustellenden
statistischen Untersuchungen und hernach der Arbeit einer
strengen psychologischen Kritik vorbehalten bleiben, die das
umfassende Erfahrungsmaterial zu sichten und zu verwerthen
hätte. Aus dem verhältnissmässig noch sehr geringen
Material, welches vorläufig die Bemühungen Einzelner zu
Tage gefördert haben, lassen sich die folgenden bezeichnenden
Wesens- und Charakterzüge der „spirits" allgemein
feststellen, so dass ihre detaillirtere Ausführung *
oder Modificirung wohl das nächste Ziel der vorgeschlagenen,
gemeinsamen statistischen Sammel- und kritischen Be-
urtheilungsarbeit sein müsste; die „spirits" zeigen: —
1) die Fähigkeit, mündliche, in selteneren Fällen auch
ohne Wissen des Mediums niedergeschriebene, ja selbst blos
gedachte Fragen der Sitzungstheilnehmer zu verstehen und
durch mediale Niederschriften zu beantworten;
2) einen von dem bewussten Ich des Mediums wie aller
Sitzungstheilnehmer verschiedenen, durchaus individuellen
Charakter in der geäusserten Gedanken- und Willensrichtung
, im Temperamente wie auch in der Art der
medialen Niederschrift in besonderen Schriftzügen und
besonderer Ausdrucksweise;
3) ihre Identität mit den Autoren der anderen
spiritistischen Phänomene, da in der spiritistischen Praxis
einerseits die Autoren der medialen Niederschriften sehr
häufig in eine andere spiritistische Mittheilungsart — durch
Klopflaute z. B. — übergehen, andererseits die Materialisationsmedien
oft von ihren „spirits" während der Materialisationssitzungen
zum medialen Schreiben veranlasst werden;
4) ein starkes Interesse für den intimen Verkehr mit
den Manschen, in erster Linie mit den Sitzungstheilnehmern,
sei es, dass dieses Interesse ein wohlwollendes, oder ein
boshaft-äffendes und quälendes, oder auch — in nicht seltenen
Fällen — ein böswilliges oder dummes, zu Schlechtigkeiten
oder Unklugheiten verführendes ist;
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