http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0057
Palb: Der Drudenfuss als Thürsteher.
49
erhellen, warum derselbe das officielle Siegel der Rabbiner
bildet, die die Urkunden damit im Namen Gottes bestätigen,
„Beacbtenswertb ist ferner die Thatsaehe, dass unter
dem Sterne auch in der alttestamentlichen Symbolik und
Prophetie der sich offenbarende dreieinige Gott gesehen
wurde. Einigen Gelehrten zufolge ist der Stern überhaupt
das älteste Symbol der Gottheit. Im Sterne Bileams, im
Sterne der drei Weisen kündigt sich der Erlöser-Gott der
Heidenwelt an. In der Offenbarung Johannis (22, 16) nennt
sich Christus selbst ausdrücklich den leuchtenden Morgenstern
. Auch der Pseudomessias Simon giebt sich als Sohn
Gottes aus und nennt sich deshalb Sohn des Sternes Bar
cochba. . .
„Trotz dieser merkwürdigen Beziehungen möchten wir
nicht ein entscheidendes Wort abgeben, sondern stellen es
berufenerem Urtheile anheim, ob etwa in dem ,Schild
David's1 oder dem ^Salomonischen Sechseck' das Symbol
des geheimnissvollen Namens Gottes enthalten sei. Dann
könnte man, wenn auch in einem anderen Sinne, als der
ist, den man gewöhnlich damit verbindet, das Wort der
heiligen Schrift auf unsere Tempel anwenden: — ,Templum
super quod invocatum est Nomen Tuum.**) — Dieser Name
Gottes oder Christi schlösse uns das Geheimniss des ganzen
alten Tempels auf. Darum strahlte er uns von der Tempelpforte
entgegen. Er wäre gleichsam der Schlüssel für
denselben, wie Chrisms, der ,Schliissel David'tf, der Schlüssel
ist für das ganze Alte Testament.*' —
Soweit der genannte Architekt.
Wenn wir nun aber zum Schlüsse nach der sachlichen
Bedeutung dieses Gottesnamens und des ihn darstellenden
Drudenfusses, heiligen Auges und sechseckigen Sternes fragen,
und wie er dazu komme, der Grundplan des Tempels zu
sein, so giebt uns die Verbindung der beiden Buchstaben
J und U in ihrer sabischen Form darüber einen vollendeten
Aufschluss. Verbinden wir nämlich die beiden Winkel
zunächst untereinander, so erhalten wir die Figur eines
lateinischen tzi, das ist das Bild des von oben nach unten
zuckenden Blitzes, wie denn auch die Lautfolge i-a-u,
physiologisch genommen, lautlich den Fall von der Höhe
zur Tiefe ausdrückt. Hier haben wir also das Feuer von
oben vor uns. Setzen wir aber die genannten drei Buchstaben
in ihrer sabischen Form zum Bilde des heiligen
*) D. h. „Ein Tempel, über dem angerufen worden ist (steht)
Dein Name!" — Der Sekr. d. Red.
Psychische Studien, Januar 1898
' 4
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0057