Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 87
(PDF, 192 MB)
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Boll ii: Die occulten Fähigkeiten Kaspar Hauser's etc. 87

demselben Beispiel zu bleiben: — „Hellsehen ist Hysterie,4*
sondern: — „Hysterie ist die Ursache des Hellsehens,
letzteres also eine Wirkung der ersteren." — Das ist nun
keineswegs richtig. Das Hellsehen tritt oft ganz unabhängig
von der Hysterie auf; es war latent längst vorhanden, ehe
die Hysterie die Ketten löste, mit denen es gebunden war.
Der Sturmwind jagt die Nebelballen auseinander, die das
Licht der Sonne verschleiern: aber er ist nicht die Ursache
ihres Lichtes. Mit anderen Worten: — die krankhafte
Störung ist nicht die Ursache, sondern die Bedingung. —

Ueber das Wesen der Störung selbst sind wir durch
zahlreiche Erfahrungen orientirt.1) Sie scheint im letzten
Grunde psychologischer Natur zu sein, wenn sie auch
oft mittelbar als physiologische auftritt. Meistens wird
jedoch eine Vermischung beider Momente eintreten.

Unter den physiologischen Störungen sind zu
nennen: — alle Arten krankhafter Zustände, narkotische
Räucherungen, Askese, Tortur, besonders aber Nervenkrankheiten
und Störungen des Sexualsystems. Sehr lehrreich ist
hier der Fall der Seherin von Prevorst, wo die enorme
Zerrüttung des Organismus gleichzeitig die ausgedehnte
Aeusserung okkulter Fähigkeiten bedingte. — Näher gehe
ich an dieser Stelle hierauf nicht ein, da ich weiter unten
noch darauf zu sprechen komme.

Die psychologischen Störungen sind die am häufigsten
auftretenden. Zustände der Erregung, wie sie Begeisterung,
Furcht und Freude mit sich bringen, prädisponiren für
occulte Phänomene. Am zahlreichsten und stärksten treten
sie jedoch dann auf, wenn das Bewusstsein ganz oder
theil weise in seiner Thätigkeit gelähmt wird, so im Traum,
im Somnambulismus, in kataleptischen Zuständen und im
Trance. Ja es hat den Anschein, als ob hierin überhaupt
das Wesen aller Störungen liege; sie sind fast stets von
parallelen physiologischen Störungen begleitet. Näher auf
dieselben einzugehen, ist für die Zwecke dieser Arbeit nicht
erforderlich.

Dagegen müssen wir noch einen Blick auf das Verhältniss
zwischen Störung und Effect werfen, dessen Analysirung
zur Klärung des Problems von äusserster Wichtigkeit ist.
Nehmen wir einmal an, eine psycho-physische Störung a löse
eine qualitativ bestimmte okkulte Fähigkeit b aus. Dann
stehen die Grössen a und b in einem Verhältnisse zu einander
, das fortwährend variirt. Einmal kann die gleich

l) Bezüglich der Einzelheiten cf. Schindler x — „Magisches Geistesleben
." S. 26 ff.


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