Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 93
(PDF, 192 MB)
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Gaj: Vom Traum.

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Wie aber jeder Mensch seine Sprechweise und seinen
Stil hat, so wird auch die Sprechweise unserer Seele, ihr
Stil, bei Jedem ein anderer sein. Diesen Stil seiner Seele,
d. i. welches Bild des transscendentalen JBegreifens ein
gewisses Wort ausdrückt, muss jeder für sich selbst durch-
studiren. Dass man auch hier gewisse universelle Regeln
vorfinden könnte, darob kann kein Zweifel walten, und auf
diesen universellen Regeln fusste gewiss auch die Kunst der
alten Gelehrten, Träume zu enträthseln.

Zum Beispiel: — Im Traume empfinge meine Seele den
telepathischen Eindruck des Gedankens meines Freundes
„Xu des Inhaltes, dass mich „F." verleumdet und zu verderben
trachtet. Meine Seele würde diesen Eindruck in
einem klaren Bilde aufnehmen, welches uns im wachen
Zustande beiläufig als folgender Traum vorkommen würde:
— Im Schlafe hätte ich zuerst meinen Ereund „X." gesehen.
Gleich darauf würde „F." erscheinen, welchem aus dem Munde
verschiedenes Ungeziefer her vor kriechen und ausserdem sich
auch sein Herz öffnen würde, aus welchem dann eine Schlange
herausgekrochen käme und sich um den Träumenden wickelte.
Den „X.u würde ich deswegen gesehen haben, weil der
telepathische Eindruck von ihm gekommen ist, den „F."
deswegen, weil sich der Inhalt des Eindruckes mit „F."
beschäftigt; das Ungeziefer würde den Begriff der Verleumdung
, und die aus seinem Herzen kriechende und uns
umwickelnde Schlange würde den Wunsch seines Herzens,
ans zu verderben, vorstellen.

Wenn also Pharao von sieben fetten Kühen, welche von
sieben mageren aufgefressen werden, geträumt^ hatte, so ist
der Traum für Denjenigen, welcher so naiv wäre, selben so
zu erklären, wie er sich für das gewöhnliche Begreifen
vorstellt, sinnlos. Erklären wir aber den Traum nach
der oberwähnten Anleitung, dann werden wir zuerst
kombiniren müssen, welches Wort nach unseren Begriffen
unter dem Bilde der fetten, welches unter dem Bilde der
mageren Kuh zu verstehen ist; weiterhin, welchem mit
Worten ausgedrückten Begriffe der Prozess der durch die
mageren aufgefressenen fetten Kühe entspricht; und wenn
wir über all' das nachdenken, wird uns das Enträthseln
der Träume nicht viel schwerer sein, als das Enträthseln
von Rebussen. Dann wird uns klar sein, wie es dazu
komme, dass fette Kühe ergiebige, magere Kühe schlechte
Jahre vorzustellen haben, u. s. w.

Ich rathe den werthen Lesern, diesen Schlüssel bei dem
Enträthseln des Sinnes der Träume zu gebrauchen, und sie


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