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104 Psyehische Studien. XXV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1898.)
Ordnung und das Verbot der Kurpfuscherei
sind für die Aerzte nur erreichbar, wenn sie
dafür die staatlichen Ehrengerichte in den
Kauf nehmen." — Herr Dr. Bosse bringt die ärztlichen
Disciplinargerichte in untrennbare Verbindung mit
dem Kurpfuschereiverbot. Für diese Ehrengerichte
existiren aber in der von Dr. B. angeführten Form, wie
solche die Presse oft beschrieben hat, seitens der Aerzte so
gut wie keine Sympathien, so dass diese Frage momentan
ganz in's Stocken gerathen ist und die Laienpraktiker
vorläufig betreffs eines Kurpfuschereiverbots ruhig sein
können. Abgeordnete, die ich behandle, erklärten, nicht
glauben zu können, dass für ein Kurpfuschereiverbot sich
eine Mehrheit im Reichstage finden dürfte, da sich ja auch
im übrigen nicht das Volk beklage, sondern nur Aerzte,
und weshalb, sei ja so schwer nicht zu durchschauen. —
Berlin, 18. Januar 1898. Willy Iteichel, Magnetiseur.
t) Die Rache der Todten. — Der Titel meiner
Erzählung mag wohl einen „romauhaften" Beigeschmack
haben, doch er entspricht völlig dem in folgenden Zeilen
geschilderten Ereignisse. Dasselbe wurde mir von einem
mir befreundeten Fräulein erzählt, die den unten erwähnten
Herrn persönlich kannte, und für deren Glaubwürdigkeit
ich einstehe. In Wien lebte ein Hauptmann K. zu Ende
der achtziger Jahre, der mit einem etwas ältlichen Fräulein
verlobt war, und die er auch in der Folge heirathete.
Dem Hauptmann kam seine Frau denn doch etwas zu alt
vor, und er unterhielt daher nebenbei ein freundschaftliches
Verhältniss mit einer jungen Dame, von dem seine Frau
Kenntniss hatte. Plötzlich erkrankte die Frau des Hauptmannes
schwer, und da sie ihren Tod voraussah und auch
die Folgen, die derselbe in Bezug auf ihren Mann haben
werde, warnte sie denselben vor einer Heirath mit jener
erwähnten Dame, — „denn", — so sagte sie, — „ich erwürge
Dich sonst in der Brautnacht!" — Die Frau starb, Jahre
sanken in den Strom der Zeit, der Hauptmann vergass
endlich den Ausspruch seiner Frau und heirathete seine
Reserve-Gemahlin aus erster Ehe. Auch die Brautnacht
kam, und die Prophezeihung seiner ersten Frau ging in
Erfüllung. Denn seine Frau (die neu erworbene) stürzte
unter die noch versammelten Hochzeitsgäste mit der
Nachricht, ihr Mann ringe bedenklich nach Luft. Man
eilte in das Brautgemach, der Hauptmann war schon todt,
und zwar, wie der herbeigerufene Arzt erklärte, hatte ein
Stickfluss dem Leben dieses Mannes ein Ende gemacht.
Angeblich hatte das gar keinen Zusammenhang mit der
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