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106 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1898.)
Aussage vor, dass die Berliner bald wieder und zwar im
Centrum der Stadt eine furchtbare Feuersbrunst
bekommen werden, die. ganz Berlin mit Rauchwolken überziehen
und das Centrum unheimlich erhellen wird. Der
Herr Einsender bemerkt mit Recht: — „Qui vivra, verra!
Jedenfalls wird die nächste Zukunft lehren, was an solchen
somnambulen Aussagen ,dran' ist, nachdem dieselben nun
vor der Oeffentlichkeit schwarz auf weiss festgelegt sind.
Von den meisten sogenannten Prophezeihungen oder - hier
besser gesagt — jVisions-Vorhersagungen' — hat man bisher
nur immer dann gehört, wenn die bezüglichen Ereignisse
schon stattgefunden hatten, weshalb man selbstverständlich
nicht konstatiren konnte, ob die ,Prognostica' vor oder erst
— nach den betreffenden Geschehnissen gemacht' worden
sind." („Berliner Fremdenblatt44 Nr. 12 v. 15. Januar er.)
— Man vergl. „Psych. Stud." Decbr.-Heft 1897 S. 680 ff.
über sicher vor den Ereignissen gemachte Prophezeihungen.
Ferner über die Seherin de Fernem November-Heft 1897
8. 647 ff., Oktbr.-Heft 1897 S. 583 ff., Septbr.-Heft 1897
S. 501 ff. u. S. 524 ff.
k) Eine Prophezeihung bezüglich des Papstes.
— Bald sind nun zwanzig Jahre verflossen, seit ein armer
Franziskaner auch prophezeite, dass der eben zum Papste
erwählte Leo XIII. zwanzig Jahre lang regieren würde. Da
Leo XIII. zu jener Zeit ein sehr schwächlicher Mann war,
glaubte man nicht, dass er noch zwanzig Jahre leben würde;
das ist doch der Fall gewesen, und man sagt, dass die
Personen seiner Umgebung jetzt sehr beunruhigt wären,
dass die Vorhersage eintreffen könnte. Man erzählt auch,
dass vor zehn Jahren der Versuch gemacht worden sei, den
Glauben des Franziskaners an seine Prophezeihung zu erschüttern
. In das Kloster, worin er sich mit den übrigen
Ordensbrüdern befand, wurde ein Telegramm mit der
Meldung von dem Ableben des Papstes gebracht. Alle
Anwesenden waren darüber höchst bestürzt; er aliein blieb
bei der Nachricht ruhig und erklärte, dass diese falsch sein
müsse, denn der Papst habe noch zehn Jahre zu leben.
(„Das Neue Blatt" Nr. 4, 1898 Jahrg. XXIX, S. 64.) —
Daselbst findet man auch von seiner grossen Nervosität
berichtet, die ihm in Folge seiner unablässigen Thätigkeit
oft recht peinliche Schlaflosigkeit bereite, die er zum Dichten
lateinischer Verse, oder zum Dictiren von Dokumenten
benutze. Er pflege sich leicht zu erkälten, sei dann einige
Tage heiser, sonst aber dadurch in seiner allgemeinen
Gesundheit nicht beeinflusst. — Unsere älteren Leser werden
sich aus dem Jahrgange 1878 der „Psychischen Studien'4 im
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