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Bohn: Die ocoulten Fähigkeiten Kaspar Hauser's etc. 141
er selbst, — „war's einmal so hell, als das andere Mal; ich
habe niemals eine solche Tageshelle gesehen, als in der
ich jetzt lebe." — Ueber die Steigerung der Receptivität
innerer Sinne durch Dunkelheit haben die unzähligen
Versuche Reichenbach's Gewissheit verschafft.1) Näheres
darüber lese man bei du Prel*) und Steinbeck*) nach.
Auch hier liegt also Prädisponirung für occulte Phänomene
vor.
K. H. wurde zu keiner intellectuellen Bethätigung
angeregt. Stumpf, schlimmer noch wie ein Kind, vegetirte
er fort, kaum noch als menschliches Wesen lebend, „Der
Seelenzustand K. Hhil — bemerkt der scharfsinnige Jurist
Feuerbach*) — „während seines Kerkerlebens war der Zustand
eines Menschen, der, als Kind in tiefen Schlaf versenkt
, diesen Schlaf, in welchem es für ihn keinen Traum,
wenigstens keinen Wechsel von Träumen giebt, dumpf fortschläft
." ... Bei der Section der Leiche bemerkte der Arzt:
— „Ich konnte während der Untersuchung des Gehirnes ^
das Gefühl und, während ich dieses schreibe, den Ausdruck:
thierähnliche Bildung — nicht unterdrücken."5) — Dass ein
derartiges Leben die höchste Störung aller Bewusstseins-
vorgänge mit sich brachte, ist evident. Die gänzliche Unterdrückung
des Bewusstseins — wie in tiefer Hypnose,
Trance u* s. w. — ist aber eine der ersten und vornehmsten
Bedingungen für occulte Phänomene. Und nun beachte
man noch den Einfluss, den die Gleichmässigkeit dieser
Lebensweise durch vierzehn Jahre ausüben musste. Gleich-
mässigkeit an und für sich prädisponirt für occulte
Erscheinungen. In dieser furchtbaren Weise ausgeübt,
verstärkte sie alle jene Störungen, die die einzelnen Mittel
schon an und für sich hervorbrachten,
(Fortsetzung folgt.)
•**) Schindler. S. 28.
*) Die störende Wirkung des Lichtes bei mystischen Vorgängen.
„Sphinx." 1888. V. 8. 96.
») 1. e. S. 114 ff.
4) Feuerbach: —- „Kaspar Hauser", S. 49.
&) Daumer: — „Enthüllungen", 1859. S. 323.
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