http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0160
152 Psycuische Studien. XXV. Jahrg. 3. Heft. (März 1898,)
„Kant als Mystiker?! Eine Studie" von Eberhard
Freiherrn von Danckelman. (Leipzig, Herrn. Haacke, früher
Fr. Mauke's Verlag), 1897) 24 S. 8°, M 0,50 — kritisch
besprochen und, trotz des Recensenten (gegenüber du Prel's
Standpunkt in dessen Werken wie in seinem neueren
Artikel: — „Kant und Swedenborg" — in der „Zukunft"
Nr. 48, 1896 S. 404—417) erklärtem Unglauben an den
Occultismus als eine Wissenschaft, dennoch du Prel in
etwas anerkannt. Prelis Behauptung" — heisst es da
— „enthält ein Körnchen Wahrheit inmitten eines ganzen
Haufens[?J Irrthums. Wahr ist, dass A'ant's Grundstimmung
Swedenborg gegenüber durchaus nicht aus Ironie, Spott und
Verachtung zusammengesetzt war. 1760 untersteht Kant sich
nicht, 'so gänzlich alle Wahrheit in den mancherlei Geistererzählungen
abzuleugnen, doch mit dem gewöhnlichen,
obgleich wunderlichen Vorbehalt, eine jede einzelne derselben
in Zweifel zu ziehen, allen zusammengenommen aber einigen
Wertli beizumessen/ — 'Bei Anhörung der mancherlei
befremdlichen Erzählungen dieser Art ['verhält' er sich]
ernsthaft und unentschieden' (Träume eines Geistersehers);
ähnlich in einem gleichzeitigen Briefe an Mendelssohn). 17ö9
mag bei der Unterscheidung zwischen 'mundus sensibilis,
und 'intelligibilis' die Erinnerung an Swedenborg in etwas
mitgewirkt haben. Einige Gedanken des letzteren über den
•mundus intelligibilis' nennt er noch später 'sehr erhaben/
Nach meiner (Adicke's) Ansicht kann man sogar ruhig noch
weiter gehen und annehmen, dass Fant in gewissen Zeiten
und Stimmungen (auch noch der 1780 er und 90 er Jahre) sich
den r.ransscendenten Speeulationen des Geistersehers nicht
ohne Wohlgefallen hingab und heimlich Träumereien nachhing
, mit denen er als Mann der Wissenschaft nichts zu
thun[?] haben konnte. Aber von einem solchen Spielen mit
Gedanken bis zum festen Glauben an sie, oder gar bis zum
Occultismus, d. h. bis zum Versuch, sie für Wissen aus*
zugeben und als solches durch sogenannte 'tiansscen dentale
Experimentalpsychologie, zu erweisen, — das ist ein weiter
Schritt. Den hat der Königsberger Weise nie gethan und
würde er nie gethan haben, hätte du Prel ihm auch seine
sämmtlichen Geistergeschichten erzählt. Darin kann bei
allen, die sich in Kani% Individualität wirklich hineingelebt
haben, kein Zweifel obwalten. Die grosse Menge wird,
urtheilslos wie sie ist, leicht durch das Neue und Revolutionäre
in du Pret% Ansicht gewonnen werden. Darum ist es gut,
dass Prof. Heinze versprochen hat, in den 'A^w^-Studien' die
Sache näher zu erörtern. Er ist trotz des Angriffes ?n der
'Zukunft' (S. 416) gerade der rechte Mann, mit vollster
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0160