Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 182
(PDF, 192 MB)
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182 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 4. Heft. (April 1898.)

in Einklang mit der Religion zu bringen, sowohl um ihrer
eigenen Anschauung gerecht zu werden, als auch um im
Sinne ihres Leserkreises zu schreiben. Wie anders heutzutage
! Freilich ist der Uebergang kein plötzlicher, und
wir werden auch noch manchmal unsere Phänomene durch
die Brille des religiösen Glaubensbekenntnisses betrachtet
finden. Aber das sind eben nur Ausnahmen. Im Grossen
und Ganzen kann man sagen, dass das Ende des vorigen
Jahrhunderts einen entschiedenen Einschnitt in der Kulturgeschichte
bildet, weil die Menschen von da an ganz anders
zu denken gelernt haben. Aus diesem Grunde ist es auch
gerechtfertigt, wenn wir mit unseren Untersuchungen nicht
weiter als auf etwa hundert Jahre zurückgreifen.

Gefehlt hat das Uebersinnliche zu keiner Zeit in
unserer deutschen Litteratur. Ja es bildet sozusagen den
Auftakt derselben mit den „Merseburger Zaubersprüchen."*)
Im „Parzival" Wolfrarris von Eschenbach wären mehrere
Stellen zu nennen, so die Hypnose durch das Betrachten
der drei Blutstropfen im weissen Schnee. Der Wahrtraum
Kriemhilden's im „Nibelungenliede" ist bekannt. Grimmelshausen
acceptirt den Hexenwahn in seiner krassesten
Gestalt u. s. w. In Summa, es giebt kein Jahrhundert, aus
welchem nicht Andeutungen da wären, welche uns verrathen,
wie lebhaft sich die Phantasie zu allen Zeiten mit den
unerklärlichen Phänomen beschäftigte. — Mit den „Schauer-
Romanen aus den grauen Tagen der Vorzeit44, welche zur
Neige des vorigen Jahrhunderts blühten, brauchen wir uns
nicht zu beschäftigen. Abgesehen davon, dass man dies
Gesudel ebensowenig in die wahre Litteratur rechnen darf,
wie das kindische Gefasel mancher unserer an Grössenwahn
und poetischer Impotenz leidenden „Jüngsten", ist es auch
mit dem Occulten darin herzlich schlecht bestellt. Die
Herren haben meist das Gruselige aus eigener Machtvollkommenheit
erfunden, und ihre Gespenster sind
Marionetten. Apel und Laun haben einige Schriften hinterlassen
, in denen oft in bunter Reihe Volkssagen mit Blasen
ihrer eigenen Phantasie wechseln. Das gilt besonders von
dem von beiden Autoren zusammen herausgegebenen
„Gespensterbuche",**) in welchem echter und gemachter
Occultismus sich bunt mischen. Da aber der literarische
Werth dieses Productes ein herzlich geringer ist, so können
wir auf ein näheres Eingehen verzichten.

*) Vergl. „Psych. Stud." Dezember-Heft 1889 8. 550 ff. —

Der Sekr. d. Red.

**) Univ. Bibl. Nr. 1791-1795.


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