Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 184
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0192
184 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 4. Heft. (April 1898.)

Die occulten Fähigkeiten Kaspar Hauser's und ihre

Erklärung.

Von Erich Botin.

II.

(Fortsetzung von Seite 141.)
0.

Wenn wir die Verwüstung beurtheilen wollen, die diese
Lebensweise auf K. H. physiologisch und psychisch ausübte,
so vergegenwärtigen wir uns am besten das Bild, das er
in den ersten Monaten nach seiner Auffindung darbot.
Entwickelt war nur sein Gesichts- und Geruchssinn. Sonst
war er vollständig stumpf und theilnahmslos. Ohne Erinnerung
, ohne Wunsch und Willen, lebte er dumpf und
reflexionslos dahin.1) „Er verrieth2) weder Furcht, noch
Befremden, noch Verlegenheit, vielmehr eine fast thierische
Stumpfheit, welche die Aussendinge entweder gar nicht
bemerkt, oder gedankenlos anstarrt und an sich vorübergehen
lässt, ohne von ihnen berührt zu werden.
Auch der stiere Blick seiner Augen hatte den Ausdruck
thierischer Stumpfheit." — „Seine Augen wendete er, so
viel er nur konnte, vom hellen Tageslicht ab. Dem vom
Fenster her gerade einfallenden Sonnenschein wich er auf
das sorgfältigste aus. Hatte einmal zufällig ein solcher
Strahl seine Augen getroffen, so blinzte er heftig, runzelte
die Stirn, verrieth unverkennbare Schmerzen." — Diese
Reizbarkeit äusserte sich auch noch in anderer Weise.
„Die linke Hälfte seines Gesichts war auffallend von der
rechten Seite desselben verschieden. Jene war merklich
verzogen und verzerrt; öfters fuhren heftige Zuckungen wie
Blitze darüber hin. An diesen Zuckungen nahm stets die
linke Seite des ganzen Körpers, besonders der Arm und
die Hand, sichtbaren Antheil. Wurde ihm etwas gezeigt,
was seine Neugier in Bewegung setzte, . .. sogleich stellten
sich diese Zuckungen ein, die meistenteils zuletzt in eine
Art von Erstarrung übergingen. Er stand dann unbeweglich
da, kein Muskel des Gesichts regte sich, die Augen stierten
wie leblos vor sich hin." (S. 46.) — Es ist unnöthig, diesen
Zustand weiter auszumalen. Besonders sei jedoch noch auf
die vollständige Störung des Sexualsystems K. H.'s hingewiesen.
Ich gehe hierauf näher ein, weil der Zusammenhang dieser

*) Daumer: — „Mitteilungen". II, S. 1.

8) Gr. v. A. S. 9, 13, 14, 16, 46. — Daumen — „Mittheilungen."
I, 2. II, 1 und Feuerbach: — „Kaspar Hauser." 7. 67.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0192