Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 187
(PDF, 192 MB)
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Böhn: Die occulten Fähigkeiten Kaspar Hauser's etc. 187

die sexuelle Erregung die Bedingung für jene transscenden-
talen Empfindungen ist. Das mag wohl sehr roh und unzart
klingen, aber die Wahrheit schmeckt manchmal bitter. —

Damit wären wir am Ende der Analyse des psychischen
Zustandes K. //.'s angelangt. Derselbe muss sich nach
derselben als in hohem Maasse für occulte Phänomene
prädisponirend erweisen. Die einzelnen störenden Factoren
an und für sich sind in hohem Maasse als Bedingung für
anormale occulte Functionen geeignet; ihre Summe muss die
innere Verfassung K. H.'s auf ein Niveau heraufschrauben,
auf dem ungezügelt das Spiel des Uebersinnlichen von statten
gehen kann. Nach der anfangs dargelegten Theorie musste
nun keine neue, oder doch nur eine minimale Störung noth-
wendig sein, um bei K. H. occulte Aeusserungen zu bedingen
. Diese logische Konsequenz wird in unserem Falle
durch die Thatsachen bestätigt.

Eine beispiellose Sensitivität tritt ein, ohne dass die
geringste Veränderung mit K. H. vorgeht. Er fällt weder
in Somnambulismus, noch in Trance u. s. w. Seine ausserordentlichen
Fähigkeiten treten in einem Umfange und einer
Mannigfaltigkeit auf, wie wir sie sonst nur im tiefen Somnambulismus
beobachten. Selbst seine Visionen schaute
er zum Theil in wachem Zustande.1) — Dem gewaltigen
Umfange der früheren Störungen entsprechend, ist auch
jener der geäusserten occulten Fähigkeiten ein sehr
grosser. Weniger ihre Mannigfaltigkeit überrascht, als vielmehr
ihre Häufigkeit, so dass sie auch dem oberflächlichsten
Beobachter auffallen müssen.

Bei der Lektüre des Obigen dürfte vielleicht schon
mancher Leser die Frage aufgeworfen haben: — Hatte
die Aenderung des psychischen Zustandes K. //.'s durch die
spätere Erziehung und Ernährung einen Einfluss auf seine
occulten Fähigkeiten? — Aus der von mir entwickelten
Theorie folgt dies mit zwingender Logik. Wie stellt sich
nun die Praxis dazu?

Sie bestätigt voll und ganz das aufgestellte Gesetz.
Die Gewöhnung an Fleischkost und das Fortschreiten seiner
intellectuellen Entwicklung, d. h. die Abnahme der Störung,
bewirkten auch das rapide Zurückgehen seiner occulten
Fähigkeiten. Daumer*) schreibt: — „Die ungemeinen Befähigungen
, die H. in den ersten Zeiten offenbarte, sowie
die ihn damals auszeichnende, ganz eigenthümliche Feinheit
und Zartheit seines ganzen Wesens standen im offenbaren

l) Daumer 1859. S. 94, 266.
*) Daumer S. 89.


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