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198 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 4. Heft. (April 1898.)
darauf, dass unser Verhältniss fortdauere, und er schickte
mich in Folge dessen auf längere Zeit zu meiner Tante
M. K. in T. in Schlesien, wo ich einige Monate verblieb.
Als mich mein Vater wieder zurückrief, machte ich einen
Besuch bei meiner Tante in W., einem acht Meilen von T.
entfernten Städtchen. Während meines kurzen Aufenthaltes
hier machte ich mit der Tante einen Einkauf in einem
hiesigen Gewölbe, ohne aber von jemand Anderem als der
im Geschäfte anwesenden älteren Frau Notiz zu nehmen.
In kurzer Zeit nach meiner Rückkehr erhielt mein Vater
einen Werbebrief von jener Fnnx im Namen ihres Sohnes,
der Adolf hiess. Nach hartem Kampfe willigte ich ein, zur
Tante nach T. in W. zu fahren, um so die Bekanntschaft
des mir früher ganz unbekannten Adolf zu machen. Ich
heirathete auf Befehl, und doch bin ich glücklich und zufrieden
mit meinem Manne, dem zweiten mir im Traume
vorhergesagten Adolf. — Dr. J5C. in Gr.
e) Aus dem visionären Traumleben. — Als ich
vor Kurzem auf meinen Besitz nach T. fuhr, lud mich ein
Bauer auf dem Wege vom Bahnhof zu meinem Besitz ein,
auf seinem Wagen Platz zu nehmen, da ich doch so schneller
fortkäme. Was kann man mit einem Bauer, der noch dazu
Pferdezucht treibt, denn anders reden, als von den Rössern.
Und so lenkte ich auch das Gespräch auf das an den
Wagen gespannte Pferd, indem ich die Gangart und
Schnelligkeit desselben lobte. „Ja Herr", — sprach der
Bauer, — „hätten Sie das Pferd vor sechs Jahren gesehen,
da bin ich von Kropina bis Töplitz in vier Stutiden nach
Hause gefahren, ein Weg, der sonst in acht Stunden gefahren
wird." — Nun fragte ich, warum er damals das Pferd so
gejagt habe, ob es eine Wette galt? Und er erzählte mir
folgendes: — „Ich fuhr mit meinem Pferd in's Bad K. T.
(Es sei bemerkt, dass hier zumeist die Bauern mit ihrem
Pferd und Wagen in's Bad fahren, dort acht Tage verbleiben,
sich schröpfen lassen und ärmer an Blut und ärmer an
Geld im Beutel heimfahren). Eines Tages träumte mir, im
sechsten Hause vor meinem Besitze sei Feuer, und ich
sah die Feuerlohe zum Dache herausschlagen, worauf ich
erwachte, ohne weiter mehr einschlafen zu können. Zur
selbigen Zeit befand sich auch jener Besitzer, aus dessen
Hause ich die Feuerlohe herausschlagen sah, im gleichen
Bade. Denselben frug ich des Morgens, ob ihm heute etwas
geträumt habe, darauf er mir antwortete, es habe ihm wohl
etwas geträumt, aber er könne sich nicht mehr darauf
erinnern; soviel wisse er, dass es nichts Gutes war, indem
er nicht mehr einschlafen konnte. Da ich in steter Unruhe
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