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204 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 4. Heft. (April 1898.)
durch Lichtstrahlen Elektrizität erregen, Bilder auf bedeutende
Entfernungen ebenso tiberträgt, wie das Telephon
die Stimme. Diese Erfindungen kamen zu Stande unter
dem Patronate des unermüdlichen Wiener Bankiers Herrn
Ludwig Kleinberg, eines Galiziers, desselben, welcher sich
auch der RychnowsM'sehen Entdeckung in Lemberg (s. Seite
167 ff. d. Heftes) angenommen hat. Dieses bereits in allen
Staaten patentirte „Telektroskop" macht die romantische
Idee eines Fouque (vergl. dessen Zauberspiegel im „Zauberring
", Kapitel 14) und die A. Robida's in seinem illustrirten
phantastischen Roman: — „Le vingtidme siöcle. La vie
electrique —" (vergl. das „Telephonoskop" von Philoxen
Loris darin) zu einer positiven Thatsache. Der neuerfundene
Apparat soll erst auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1900
öffentlich vorgeführt werden. — Victor R. Lang.
m) Das Magazin für Litteratur Nr. 2b v. 17. Juli 1897
enthält einen Artikel von Felix JPoppenberg über „Hellseher
" in der Litteratur, besonders in zwei erschienenen
Schriften: — Willi Pastorra „JVana" und Johannes Schlafs
„Sommertod". Seine Kritik der Bücher mag richtig sein,
wenn er sagt, dass Beide — „in Worten halten wollen, was
durch ihr inneres Wesen in Sehnen, Ahnen und Träumen
zieht, aber sie bannen es nicht und beschwören es nicht.
Wie Nebel schatten wogt es und webt es, verschwimmt in
Fernen und zerflattert". — Wenn er aber von ihnen sagt:
„Sie gleichen Hellsehern, die Unerhörtes wahrnehmen und
an dieser Gabe zu Grunde gehen, Sie schlürfen sich Gram
und Qual und Tod," — ob da Herr Poppenberg wohl schon
etwas vom grossen Hellseher Andrew Jackson Davis gehört
oder gelesen hat, der das gerade Gegentheil dieser seiner
Charakteristik der Hellseher ist? Dass die ihm vorliegenden
Schriften ihn dergleichen muthmaassen lassen, berechtigt ihn
noch keineswegs zu einer Verallgemeinerung über das wahre
Hellsehen, die mediumistische Hellbesinnung, Sicher kennt
Herr Poppenberg weder die richtigen Hellseher, noch die
wahren Spiritisten, wenn er weiter behauptet: — „Geheimnissvolle
Stimmen flüsfern (ihnen zu): — 'Komm, folge mir in's
dunkle Reich hinab V — Bei den Menschen, die beide Dichter
bilden, entwickeln sich die Gespenster des Innern zu furchtbarer
Macht, alle Aengste und Beklemmungen verdichten
sich ihnen in hörbaren Tönen und sichtbaren Gestalten.
Mit dieser Anlage werden sie Spiritisten. [Ach, wirklich, nur
solche? Ref.] Mit sonderbar wachen Sinnen, die in endlose
Fernen hinein lauschen, nehmen sie allerfeinste Licht- und
Luftbewegungen wahr, feinstes Wechseln der Temperatur,
sehen, was sie sonst nicht sehen können, hören, was sie
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