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Kurze Notizen.
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sonst nicht hören. [Wäre das nicht die höchste Telegraphie
und Telephonie ohne Draht? — Ref.] Und es webt sich
wundersam und eigen in ihre Umgebung hinein, Stimmen
und Flüsterworte, Gesichter und Gestalten, die eindringen
und nebelhaft weichen. Und nun schwächen und zerreiben
sie sich in seelischen Orgien, in Exaltationen, die über
menschliches Maass gehen, und die sie und die andern, die
sie hineinziehen, vernichten. Diese Gestalten haben nicht
die Kraft, die Geister wieder los zu werden, die sie riefen.
Die Dichter dieser Gestalten aber sind nicht stärker, als
die Geschöpfe ihrer Einbildung, und sie treiben ein gefährliches
Spiel." — Hieraus ergiebt sich deutlich, dass nicht
die wirklichen Spiritisten und Medien, sondern nur die
Phantasiegeschöpfe des Herrn Poppenberg und der von ihm
kritisirten Dichter gemeint sein können. Aber sein Schluss-
citat müssen auch wir acceptiren:— „Goethe sagt: — 'Man
muss tüchtig geboren sein, um ohne Kränklichkeit auf sein
Inneres zurückzugehen. Gesundes Hineinblicken in sich selbst,
ohne sich zu untergraben; nicht mit Wehe und Fabelei,
sondern mit reinem Schauen in die unerforschte Tiefe sich
wagen, ist eine seltene Gabe.'" — Und die besitzen unsere
besseren und besten Medien in der That.
n) In demselben „Magazin" Nr. 29 v. 24. Juli er. beschäftigt
sich auch Herr Prof. Dr. Ludwig Büchner wieder einmal
mit „Animismus, Spiritismus und Okkultismus oder alten
und neuen Geistern", die er einfach „als im Laufe der Zeit
sich herausstellende Irrthümer oder Phantasmen nur mit
anderen Gestalten und .Formen" skizzirt. Wie irrt er doch,
wenn er nach der Bemerkung: — „Es giebt heutzutage
Geister und Gespenster noch gerade so wie vor Tausenden
von Jahren [was richtig ist! — Ref.], weiter behauptet:
— „nur hat ihre ehemals bösartige Natur sich mit dem
Portschritt der Civilisation zum Besseren gewendet. Sie
denken nicht mehr daran, den Menschen mit Hilfe ihrer
übermenschlichen Kräfte allerhand Böses anzuthun, sondern
begnügen sich mit der bescheidenen Rolle, welche ihnen
der moderne Spiritismus zugewiesen hat." — Und hierin
int sich Herr Prof. Büchner gewaltig. Wir verweisen ihn
auf die schädigenden Wirkungen gewisser Häuserspuke, wie
wie sie Äksakow's Werk: — „Animismus und Spiritismus"
— überliefert. Wenn er weiterhin nicht glauben will, „dass
der Mensch aus zwei ganz verschiedenen Wesen
bestehen könne, einem leiblichen und einem geistigen,
von denen das letztere während der Dauer der Zustände
des Schlafes, Traumes, der Ohnmacht, Bewusstlosigkeit und
des Scheintodes, der Visionen und Hallucinationen, vor allem
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