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206 Psychische Stadien. XXV. Jahrg. 4. Heft. (April 1898.)
aber des wirklichen Todes sich von dem zu ihm gehörigen
Leibe zeitweis oder für immer entfernen könne, um die Welt
zu durchstreifen und nach dem Tode einen in der Regel[?]
nachtheiligen oder zu fürchtenden Einfluss auf die lebenden
Zurückgebliebenen auszuüben", — so verwundert uns dieser
Unglaube bei einem Physiologen und Naturforscher, der
doch dergleichen Spaltungen des Inneren vom Aeusseren
schon in der ihn umgebenden Natur aus den verschiedenen
Inseeten-Verwandlungen und dem Raupen-, Puppen- und
Schmetterlingszustande kennen und daher auch für andere,
feinere Organismen als möglich gelten lassen muss, wo sie
sich weniger derb als wie zwischen Engerlingen und Maikäfern
, oder zwischen Froschleich und Kaulquappen zu
wirklichen Fröschen vollziehen. Weiter kann er sich wieder
„Seelen und Geister nicht als ganz materielle Wesen denken,
welche ein gewisses Gewicht haben und daher beim Gehen
Spuren im Sande zurücklassen, oder auch durch die Luft
fliegen, die bewohnten Orte und Gräber, namentlich ihr
eigenes Grab umschwärmen, Hunger und Durst und Hang
nach sinnlichen Genüssen empfinden, sprechen können und
eine grössere Macht ausüben, als da sie noch mit ihrem
Körper verbunden waren." — Und Er als Materialist sollte
doch eher dieser Ansicht beistimmen und sie nur von dem
Standpunkte aus bekämpfen, dass Er nur mit seinen Sinnen
diese Geister nicht wahrnimmt und diese'ben nicht ebenso
greifen könne, wie seine Hand die doch von ihm für existent
gehaltene wirkliche Luft. Wenn er zuqeben muss, dass
Andere doch etwas besser sc' en, hören, riechen, schmecken,
fühlen und ahnen können als Er, so wird er gewiss schon
an der Stufe angelangt sein, die ihn vom Animismus zum
Spiritismus hinüberführen würde, wenn er sie nur beschreiten
und diese Anderen richtig anhören wollte. Aber damit
hapert es eben, da stehen eben die Zweifler — am bewussten
Berge! Wenn Wasser und Luft als recht verschiedene
Elemente ihre ganz eigenen Geschöpfe in sich hegen, könnte
da nicht der sie überragende interstellare Aether ebenso
beseelt sein, aber mit Wesen von entsprechender, jedoch
für unsere nur dem Walser und der Luft angepassten
gröberen Sinne nicht wahrnehmbarer Feinheit? Wer wusste
denn vor der Entdeckung d*>s Mikroskopes etwas von
Jnfusionsthierchen und von Staubbazillen? Und so würde
Herr Prof. Büchner noch viel weiteres geheimnissvolle
Natürliche und Materielle entdecken, wenn er nur richtig
danach forschen wollte, und nicht blos in seinen zwei
gröberen Elementen umher plätscherte. Wenn Geister
materielle Wirkungen hervorbringen, so werden sie doch
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