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Kurze Notizen.
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wohl unserer Materie verwandt, folglich selbst, wenn auch
in allerfeinstem Grade, noch materiell sein. Und dass sie
das sind oder sein können, beweisen doch wohl schon die
Materialisations-Phänomene unserer Medien, die Herr Büchner
noch gar nicht zu kennen scheint, weil er sie nicht einmal
erwähnt. Er sucht vielmehr die Wirkungen der modernen
Geister des Mediumismus meist in Taschenspielerkunststücken,
weil er seiner Zeit etwas dem entfernt Aehnliches von Slade
und Zöllner läuten gehört hat, heftet sich an geringfügige
Aussprüche von Tischrück- und anderen Medien und glaubt
— ohne die höheren Manifestationen derselben zu kennen
— den Spiritismus als „eine geistige Epidemie" abthun zu
dürfen, die mit der Zeit vorübergehen werde. Welch ein
gewaltiger Irrthum des populären Herrn Professors! Wir
schlagen ihn am Schlüsse mit seinen eigenen Schlussworten:
— „Die wahre Wissenschaft [also auch die des Spiritismus!]
aber wird ihren Weg fortsetzen, wie sie ihn bisher fortgesetzt
hat, und nur da stille halten, wo die unverrückbaren Grenzen
menschlicher Erkenntniss ihr Halt gebieten. An dieser Stelle
mag für diejenigen, welche solches bedürfen, der Glaube
an seine Stelle treten, — aber als Glaube, nicht als Ge-
heirawissenschaft. Denn Wissenschaft kann unmöglich dasjenige
sein, was — bei Licht betrachtet — nichts anderes
ist, als eine in ein modernes Gewand gekleidete Wiederholung
oder neue Auflage des frühesten Gestammels der Unwissenheit
/' — Und Herr Prof. Büchner kennt nach Allem offenbar
den Spiritismus nur von seiner alleroberflächlichsten Seite,
als blosse Geheimwissenschait. Denn was glaubt er nicht
Alles von ihm! Aber man muss wissen und nicht blos
glauben. Der Spiritismus ist eine eich auch unseren Sinnen
offenbarende Wissenschaft, wenn wir dieselben nur zweckentsprechend
zu verschärfen und zu steigern verstehen.
Ganze gelehrte Gesellschaften in Amerika, England und
Frankreich beschäftigen sich bereits Jahrzehnte lang mit
ihm und sind ganz anderer Ansicht geworden als Herr
Prof. Büchner, der uns das alte Gestammel seines Unglaubens
aufgewärmt hat. — Der Mitte Juli 1897 f Professor Wilhelm
JPreyer, mit dem wir uns in seinem Kampfe gegen die
Lebenskraft für dieselbe im Jahrg. 1890 S. 148, 414, 463,
519, und Prof. Haeckel, mit dem wir uns schon September
1878 S. 404 und im März-Hefte 1880 S. 123 auseinander-
gesetzt haben, sind leider wie auch Prof. Wunät in Leipzig
Prof. Büchners und Vogfs (f) Gesinnungsgenossen in puncto
spiritismi. — Der Sekr. d. Red.
o) f Direct vor dem Druck dieses Schlussbogens gehr
uns aus Padua von der Mutter Frau Anna Bortolotti verw.
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