Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 211
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Seiling: Ein eigentümlicher Fall von automatischem Schreiben. 211

Hand meiner Frau anstellte, bis sie endlich den Bleistift
ordentlich erfasst hatte, um nun aber, allerdings mit grosser
Geschwindigkeit, nur einen Wust von Zickzacklinien zu
zeichnen. Es war dies um so sonderbarer, als doch das
unbewusste Ich vorher schon einige Male ohne Schwierigkeit
geschrieben hatte. Dasselbe behauptete denn auch, an dieser
Sache nicht betheiligt zu sein. In der Folge, und zwar
gleich Tags darauf, meldete sich mein Schwiegervater auch
ausserhalb der Sitzungen und zu jeder beliebigen Tageszeit.
Hierbei empfand meine Frau jedes Mal zuerst ein Kältegefühl
an der linken Seite des Hinterkopfes, dann ein Zittern
und Zucken des linken Armes, und hatte sie überhaupt
das bestimmte Gefühl des ßesessenwerdens. Nachdem dann
die linke Hand drei Mal auf den Tisch oder eventuell auf
den Schooss geschlagen hatte, — wie zum Zeichen, dass es
jetzt losgehen könne, — führte die Rechte Schreibbewegungen
aus, bis nach Herbeischaffung des Schreibmateriales das
eigentliche Schreiben beginnen konnte. Dieses erfolgte stets
sehr rasch und ohne jeden Aufenthalt, welche beiden Um- *
stände über die normalen Fähigkeiten meiner Frau entschieden
hinausgingen.

Einen genügenden Identitätsbeweis vermochte mein
Schwiegervater durch den Inhalt des Geschriebenen insofern
nicht zu erbringen, als dieser nicht viel über die Kenntnisse
hinausging, die meine Frau von seinen Angelegenheiten
hatte. Hingegen war die Handschrift des Geistes der des
Lebenden bis in die kleinsten Details verblüffend ähnlich
und von jener meiner Frau durchaus verschieden, was nicht
der Fall war, als das unbewusste Ich schrieb. Ebenso
auffallend war es, dass meine Frau entgegen ihrer Gewohnheit
gezwungen war, den Bleistift in gleicher Weise
(8ämmtliche Finger ausgestreckt) zu führen, wie dies ihr
Vater bei seinen Lebzeiten gethan.

Was nun den Inhalt dieser meist sehr weitläufigen
Mittheilungen betrifft, so handelten sie theils davon, dass
der Vater seine Tochter im Leben oft verkannt habe, und
dass er sie jetzt besser verstehe; theils von der vielversprechenden
Mediumität meiner Frau; theils vom Zustand
im Jenseits; namentlich aber — und in der ersten Zeit fast
ausschliesslich — vom nahe bevorstehenden, unerwarteten
Tode meiner Schwägerin Olga. Auf diese Sache war der
vorgebliche Geist so erpicht, dass er meine Frau sogar
zwang, ihrer Schwester davon Mittheilung zu machen, damit
sie sich ordentlich vorbereite, was für den Uebergang in
den jenseitigen Zustand von grosser Wichtigkeit sei. Der
Zwang bestand in heftigen Vorwürfen wegen des Zögerns

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