Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 213
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Seiling: Ein eigentümlicher Fall von automatischem Sehreiben. 213

zubringen; er wolle zu diesem Zwecke einen anderen, nachsiehtigeren
Philosophen schicken. Richtig: Tags darauf
meldete sich Mainländer, der Verfasser der — „Philosophie
der Erlösung" —, und sprach ganz in dem Tone, den man
von diesem milden Philosophen hätte erwarten können.
Er wolle meine Frau für Schopenhauer^ Zwecke vorbereiten
und gedenke, nach diesem seine eigenen Werke zu berichtigen.
Nachdem er am betreffenden Tage vier Mal (im Ganzen
13 Folioseiten) geschrieben hatte, verabschiedete er sich,
indem er gewahr geworden sei, dass auch er sich zu diesem
Geschäfte des Einübens nicht hergeben könne. Ein kleinerer
Philosoph, der diese Arbeit übernehmen wolle, werde sich
bald einfinden.

Dieser jieue Geist meldete sich noch am Abend desselben
Tages; er heisse Seiling und sei mein Grossvater. Auch er
spielte seine Rolle leidlich gut, vermochte aber ebensowenig,
wie seine beiden Vorgänger, irgend einen Identitätsbeweis
zu geben. Nach einigen Tagen erklärte er, dass er der„
Schutzgeist meiner Frau sein wolle. Er erging sich über
verschiedene dies- und jenseitige Dinge, gab ärztliche und
andere Rathschläge und hielt ab und zu lange, aber nicht
sehr strenge Moralpredigten,

Acht Tage, nachdem er sich zum ersten Male gemeldet
hatte, überzeugte sich Schopenhauer von den Fortschritten
im automatischen Schreiben und that dies auch später
wiederholt; er hatte aber immer einen Vorwand bereit,
warum er mit seiner Arbeit noch nicht beginnen könne.
Schliesslich gab er sein Vorhaben ganz auf, weil er zur
Einsicht gekommen sei, dass die Gedanken eines Geistes
durch ein Medium nie rein und unverfälscht wiedergegeben
werden könnten.

In den Zwischenzeiten schrieben ausser dem Schutzgeist
eine Menge anderer Geister: — ein Vetter meiner Frau,
der mit seiner Familie in Verbindung treten wollte, um ein
reumüthiges Bekenntniss abzulegen; ein Techniker, der eine
neue Maschine ankündigte, es aber nicht über die stümperhafte
Zeichnung einiger geometrischer Figuren hinausbrachte;
viele „kleine" Geister und sechs „böse" Geister, wie sich
diese beiden, im Uebrigen ungenannt sein wollenden
Kategorien selbst bezeichneten.

Die ganze Gesellschaft (meinen Schwiegervater mit
eingeschlossen) schrieb in nicht vollen drei Monaten 562
Folioseiten vom Formate 36x22 Oentimeter, und zwar
theilweise ziemlich eng! Die Handschrift aller dieser Geister
war nicht verschieden und stimmte im Anfang so ziemlich
mit der meines Schwiegervaters überein, weil sie eben meiner


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