Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 215
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Seüing: Ein eigentümlicher Fall von automatischem Schreiben. 215

ganz gebadet war, einen förmlichen Kampf mit diesem
Geiste zu bestehen, der immer wieder den Versuch machte,
ihre Arme zu befreien. Tags darauf theilte er schriftlich
mit, dass er gar nicht habe begreifen können, was dieser
Widerstand zu bedeuten hatte.

Nachdem Schopenhauer sich zurückgezogen hatte, erklärten
wir auch dem Schutzgeist, der sich neben den
anderen Geistern fast täglich meldete, dass wir trotz seiner
gegentheiligen Versicherungen an die Identität Schopenhauers
nicht glauben könnten. Der Schutzgeist erwiederte, dass er
jetzt selbst zu zweifeln anfange, und dass er sich genauer
erkundigen wolle. Tags darauf brachte er die Nachricht,
dass der vorgebliche Schopenhauer in der That ein Betrüger
sei. Gleich hinterher meldete sich dieser Betrüger selbst
und erklärte ? dass er nicht nur die Rolle Schopenhauers,
sondern auch diemehrerer anderer Personen gespielt habe.
Er habe meiner Frau die nützliche Lehre ertheilen wollen,
dass man an das, was Geister sagen, nicht ohne Weiteres
glauben dürfe. Er danke ihr dafür, dass sie ihm das Vergnügen
des Schreibens verschafft habe, wolle aber jetzt auf
immer Abschied nehmen, da es mit der Schreibmediumschaft
meiner Frau ohnehin bald zu Ende sei.

An den folgenden drei Tagen nahmen eine Menge
„kleiner" Geister dankend Abschied und ergingen sich hierbei
in sonderbaren und läppischen Widersprüchen mit Bezug
auf den Umfang des stattgehabten Betruges, sowie auf die
zukünftige Mediumschaft meiner Frau. Nur die Echtheit
meines Schwiegervaters wurde von keinem Geiste angezweifelt.

In der That hörte das Schreiben Mitte Mai 1894 plötzlich
auf, nachdem es ca. drei Monate gedauert hatte. Zu dieser
nachgerade lästig gewordenen Komödie möchte ich noch
bemerken, dass meine Frau insofern eine Ausnahme unter
den Schreibmedien zu sein scheint, als sie sich niemals
selbst zum Schreiben abwartend hinsetzte, sondern stets
eine unabweisbare Aufforderung erhielt, die bisweilen unter
sehr unangenehmen und peinlichen Umständen (an öffentlichen
Orten und bei Besuchen) an sie herantrat.

Nach einer Pause von etwa zehn Wochen begann eine
zweite, wiederum drei Monate dauernde Schreibperiode, in
der über 400 Quartseiten geschrieben wurden. Dies Mal
hatte es meine Frau nur mit einem einzigen Agenten zu
thun, der vorgab, kein Geringerer als Christus zu sein! Wie
das unbewusste Ich, das sich zur Zeit des Geisterschreibens
nur selten vernehmen Hess, später mittheilte, wurde diese
Rolle vom selben Geiste gespielt, der sich auch als
Schopenhauer eingeführt hatte. Er mochte sich dazu ver-


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