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228 Psychische Stadien. XXV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1898.)
bringen uns neue Experimente die Enthüllung von
Kräften und Geheimnisse, die wir noch nicht kennen, . . .
vielleicht." . . .
Von neu entdeckten unsichtbaren Strahlen berichtet
ferner der „Berliner Lokal-Anzeiger" v. 25. September 1897:
— „Wir haben vor einiger Zeit an dieser Stelle von der
Entdeckung des Engländers Rüssel berichtet, der zufolge
zahlreiche Körper, vor allem die Metalle, unsichtbare
Strahlen besitzen, die sogar durch undurchsichtige
Körper — fast wie Röntgen- und Uran-Strahlen — durchdringen
und sich auf der photographischen Platte klar
abbilden. Nun liegt über die Natur dieser Strahlen die
erste grössere Veröffentlichung vor, die es gestattet, noch
einige besonders merkwürdige Eigenschaften dieser Strahlen
nachzutragen. Wie bemerkt, besitzen die meisten Metalle
die Fähigkeit, sich in vollständiger Dunkelheit auf eine
photographische Platte selbst zu photographiren. Wenn man
z. B. ein durchbohrtes Stück Zinn auf die Platte legt, so
erhält man ein Bild, das dem durch gewöhnliche Photographie
desselben Gegenstandes erzeugten gerade entgegengesetzt
ist; die Stelle der Platte, welche dem in dem
Zinkstücke enthaltenen Loche entspricht, bleibt nach der
Entwickelung der Platte hell, während das übrige Bild des
Gegenstandes dunkel wird. In gleicher Weise wirkte z. B.
ein feines Netz aus schwarzem Tüll, welches unter der
Bezeichnung 'schwarzer Pariser Tüll' gegenwärtig einen
Modeartikel bildet. Auch dieses Netz gab ein umgekehrtes
Bild, in dem die Fäden desselben sich dunkel und die
Zwischenräume sich hell auf der Platte abbildeten. Die
Metalle müssen, um in dieser Weise wirksam zu sein, eine
polirte Oberfläche besitzen, während sie mit ihrer gewöhnlichen
grauen und matten Oberfläche wirkungslos sind. Wie
scharf die Photographien polirter Metalle sind, geht daraus
hervor, dass man mit grosser Schärfe die Spuren des
Stoffes erkennen kann, mittels dessen die Politur erzeugt
wurde. Wie ebenfalls bereits erwähnt wurde, wurde zufällig
entdeckt, dass auch gewöhnliche Pillenschachteln auf die
photographische Platte wirken; man muss dazu die gewöhnliche
und billige Sorte nehmen, die aus Strohpappe hergestellt
wird, da die besseren Pillenschachteln aus weissem
Carton keine Wirkung auf die Platte ausüben. Diese
Beobachtung führte wiederum zur Entdeckung der vorzüglichen
Einwirkung von Holz, das sich ohne den geringsten
Zutritt von Licht mit den feinsten Einzelheiten, den Jahresringen
n. s. w. so scharf abphotographirte, wie man es auf
dem Wege der gewöhnlichen Photographie kaum erzielen
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